Kodachrome oder Ektachrome, warten auf die Diafilmentwicklung

Wer heute Diafilme wie einen Ektachrome von Kodak belichtet, stellt sich zu Recht die Frage „Wer entwickelt meinen Dia- oder Umkehrfilm?“ Filmentwicklung, einst in jeder Kleinstadt möglich, ist ein Nischengeschäft geworden. Vorbei die Zeiten, in denen die führende Filmmarke Kodak mit ihren Diafilmen Ektachrome oder Kodachrome beinahe weltweit vertreten war. Die schlechte Nachricht: Der legendäre Kodachrome wurde nach 74 Jahren bereits 2009 eingestellt. Diafilme wie Kodachrome 25 oder der Kodachrome 64 werden also nicht mehr gefertigt, geschweige denn entwickelt. 

Bis 2005 fehlten Diafilme wie Kodachrome oder Ektachrome in kaum einem Filmkühlschrank, Diafilme von Kodak, Fuji oder Agfa waren speziell für Berufsfotografen fotografischer Alltag. So schwörten Generationen von Fotografen auf den Kodachrome 25 oder den etwas empfindlicheren Kodachrome 64 oder den Kodak Kodachrome 200 für schwierige Lichtverhältnisse. 
Beim Kauf eines Kodachrome-Films war meist auch der Gutschein für die Filmentwicklung in einem Kodak-Labor enthalten. Belichteten Film aus der Kamera entnehmen, in die Kleinbildpatrone stecken, Versandbeutel verschließen und die Rücksendeadresse ausfüllen und in den Postkasten damit. Je nach Auslastung des Labors und nach Schnelligkeit der Post kam nach fünf bis 12 Tagen per Post das Kuvert mit den Kodachrome-Slides von der Diafilmentwicklung zurück. Dies war der Moment der Freude oder der Enttäuschung über die endlich sichtbaren Bilder. Nicht umsonst schwärmten Simon & Garfunkel in Ihrem Song „Kodachrome“ von „nice bright colors“. 

Unwiderruflich endete die Geschichte des Kodachrome-Diafilms zum Jahresende 2010, als die letzte Filmrolle des legendären Kodachrome Umkehrfilms entwickelt wurde. Schon allein beim Begriff „Dia“ wird heute jeder Vater eines Sechzehnjährigen dem Sohn weitläufig erklären müssen, was damit gemeint ist, denn mit der Digitalisierung der Fotografie verschwand auch das „Dia“ in rasantem Tempo aus dem Alltag, ebenso die Filmnamen Kodachrome und Ektachrome oder die Gattungsbezeichnungen 35mm-Kleinbildfilm oder 120er Rollfilm verschwanden aus dem Sprachgebrauch. Lediglich der Begriff 35mm-Kleinbildfilm wird bisweilen verwendet, wenn eine Bezugsgröße zur Sensorfläche von APS-C oder MFT-Sensoren gesucht wird, um die Brennweite auf einen für Kleinbildkameras (35mm) vergleichbaren Wert umgerechnet wird.

Meist wurden die Dias im Labor nach der Entwicklung maschinell in glaslosen Papp-Rähmchen gerahmt. Im Projektor war das glaslos gerahmte Dia der Erwärmung durch die Projektionslampe ausgesetzt. Dies hatte den Nachteil, dass sich das Dia ploppend um einen Millimeter wölbte, was schlichtweg zu Unschärfen in der Projektion führte. Dennoch - alle liebten es, ihre Fotos groß projiziert zu sehen. Kodak-Corousel oder Rollei 3801 IR waren Überblendprojektoren, die Profis einsetzten, um die ermüdende Dunkelphase beim Bildwechsel zu vermeiden und mit denen die Slides vom Kodachrome- oder Ektachrome-Filmen auf die Leinwand projiziert wurden.

„Dwayne‘s Photo“ ein familiär geführtes Labor in Kansas/USA war der letzte Betrieb, der die Prozesschemie für den Kodak Kodachrome bis zum Ende des Jahres 2010 noch vorhielt. Schon im Jahr zuvor war die Produktion des Filmklassikers von Kodak  aufgrund sinkender Nachfrage eingestellt worden. Wer ab 2011 noch ein Labor zwecks Entwicklung seines belichteten Kodachrome Film suchte, konnte seine Slides möglicherweise nie anschauen. Die komplexe Prozesschemie für die Entwicklung von Kodachrome-Filmen, Bezeichnung K-14, für Einzelfälle vorzuhalten, ist äußerst unwirtschaftlich.

Der Kodachrome, ein klassisches Durchsichtsmaterial mit einer besonders steilen Gradation, war aufgrund seiner Farbe zur Legende geworden. Leuchtende Rottöne, verblaute Schatten und kühles Grün waren die zu erwartenden Farben auf den kleinen, belichteten Filmabschnitten, die jeweils ein Unikat darstellten.  Die Rot-Schwarz-Gelbe Kleinbildpatrone des Kodachrome-Filmes und dem Kodak-Logo war für Fotografen Alltagsbegleiter. So umständlich der Umgang von der Entwicklung über Rahmung bis zur Projektion der Diafilme auch war, bis zum Jahr 2005 konnte es sich kaum jemand vorstellen, einmal auf das Einlegen eines Diafilms verzichten zu müssen. Wer es sich leisten konnte, nach der Fototour den Film zentral bei Kodak in Stuttgart entwickeln zu lassen, der nutzte Kodachrome. Wer als Fotograf möglichst wenige Stunden nach dem Shooting die Diastreifen dem Artdirector auf dem Leuchttisch präsentieren wollte, wählte stattdessen den Ektachrome, ebenfalls ein legendärer Diafilm aus dem Hause Kodak, der mit seinem E-6-Prozess auch in dezentralen Labors vor Ort oder gar inhouse entwickelt werden konnte und den es auch heute wieder gibt. Auf beiden Film-Typen entstanden legendäre Werbekampagnen, stilprägende Reportagen und geschichtsträchtige Dokumentationen. Kodachrome und Ektachrome galten aufgrund dieser Verbreitung als das Super-Material für den erfolgreichen Fotografen. Selbst Kurierfahrer lebten gut im Umfeld von Fotostudios, die oft mehrfach am Tag einige Filme zur Entwicklung ins Labor fahren ließen. Nur wenige Foto-Studios leisteten sich den Luxus, die Filme selbst zu entwickeln, denn wenn der Durchsatz nicht gewährleistet war, weil das eigene Team on Location, weit weg von der häuslichen Filmentwicklung fotografierte, lohnte sich das nicht.

Doch zurück zum letzten Kodachrome, der im Dezember 2010 in Kansas/USA bei Dwayne’s Photo, einem bislang unbedeutenden Fachlabor, entwickelt wurde. Letztlich ging für die Fotografie mit diesem Umkehrfilm eine Ära zu Ende, die 1935 begonnen hatte und Kodak die Kassen füllt sowie eine Projektoren-Industrie (Rollei, Leica, Braun) entstehen ließ. Mit der Verbreitung von Kameras mit Belichtungsmesser stieg auch die Nutzung der Diafilme rapide an, denn ohne Belichtungsmesser war speziell bei Diafilmen die Erfolgsquote gering. Mit zunehmendem Wohlstand und wachsender Reiselust fotografierten anspruchsvolle Amateure ihre Urlaube auch leidenschaftlich auf Diafilmen wie Kodachrome. Tausende von Diaabenden waren die logische Folge..Für alle nach 1990 geborenen: Diaabende waren Veranstaltungen, bei denen ein Projektor, eine Leinwand und viele Bilder im Mittelpunkt standen. Diaabende hatten allerdings einen entscheidenden Nachteil: Sie waren gefürchtet, denn im Schnitt schlief die Hälfte der Betrachter nach spätestens 15 Minuten ein. Ursache waren die Hell-Dunkelphasen beim Dia-Wechsel. Diese belasteten die Augen extrem, was die Ermüdung deutlich beschleunigte. Projektoren ohne Dunkelphase waren teuer. Legendär etwa die Rollei-Twin-Projektoren, die ohne Dunkelhase die projizierten Bilder überblendeten. Die Projektionstechnik von Profis, die durch Ihre Diavorträge einen Teil Ihrer Reisen finanzierten, war sehr aufwendig. Das starke Licht der Projektionslampen ließ bei häufiger Vorführung die Dias verbleichen, der Staub, der sich manchmal auf den Slides absetzte, war ein weiterer Feind der Projektionstechnik. Letztlich ist ein Dia, egal ob auf Kodachrome oder Ektachrome ein Unikat. 

Duplikate von Dias waren früher zwar üblich, doch beim Duplizieren wurde meist auch die Auflösung reduziert, sodass das Unikat im Einzelfall durchaus für den Besitzer einen Wert darstellen kann. Kodachrome-Dias galten als extrem haltbar, dennoch ist es sehr empfehlenswert, hochwertige Diabestände zu scannen, um die digitalen Daten besser über die Jahre bringen zu können.
Hier bekommen Sie noch klassische Filmentwicklungen von Negativ-Filmen Schwarzweiß und Farbe und auch von Ektachrome-Diafilmen, nicht jedoch von Kodachrome:

Pixelgrain in Berlin

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