Peinlich: Siegerfoto von KI-gerendert

Die Firma Digidirect, Fotohändler aus Sydney, jurierte bei einem Fotowettbewerb diese Strandzene mit Surfern zum Siegerfoto eines Wettbewerbs, leider ist das Bild durch künstliche Intelligenz generiert.

Die Firma Digidirect, Fotohändler aus Sydney, jurierte bei einem Fotowettbewerb diese Strandzene mit Surfern zum Siegerfoto eines Wettbewerbs, leider ist das Bild durch künstliche Intelligenz generiert.

Das war beinahe unvermeidbar. Künstliche Intelligenz (KI) erfordert eine hohe Bildkompetenz. Wer die nicht hat, läuft Gefahr, ein Bild, das mittels KI gerechnet wurde, nicht zu erkennen. Im konkreten Fall wurde die Jury des australischen Fotohändlers Digidirect auf die Probe gestellt und hob ein Bild auf das Siegerpodest, das nach Veröffentlichung als Siegerfoto auf Instagramm von Betrachtern sofort als KI-gerendert erkannt wurde. Die Art der Wellenbildung in dem Siegerfoto, das zwei Surfer am Strand zeigt, die im letzten Abendlicht in die Gischt stechen, stimmt einfach nicht. Die Form der Wellen passen nicht zu der Perspektive, so dass Betrachter sofort den Verdacht mit KI äußerten. Letztlich markiert die Fehlentscheidung für ein von KI gerendertes Siegerfoto in einem Fotowettbewerb am 1. Februar 2023 eine Zeitenwende in unserer Gesellschaft.

Das aus der Vogelperspektive erstellte Foto lebt von dem Kontrast des roten Abendlichtes und dem durch die Wellen aufgeworfenen Schatten, in denen kühles türkisblau vorherrscht. Zwei Surfer, die aus der Luft geradezu winzig in dem gewaltigen Naturspektakel wirken, sorgen für die menschliche Komponente in der „Aufnahme“.  Doch so gut das Siegerfoto der Jury auch gefallen haben mag, das Bild wurde nicht von einem Fotografen Jan van Eyk eingereicht, sondern von der in Sydney ansässigen Firma Absolutely AI und von KI gerechnet. Das Unternehmen aus Sydney bezieht sich in einer Begründung auf der eigenen Website auf den flämischen Maler Jan van Eyk (1390-1451), dessen Fähigkeiten der naturalistischen Malerei für die damalige Zeit wegweisend waren. Um die Sache als PR-Coup für ihre Dienstleistungen nutzen zu können, reichte das Unternehmen Absolutely AI das Preisgeld für das Siegerfoto umgehend zurück und gab eine Erklärung auf der Website ab. Trotz dieser unvermuteten Wendung war am Montag, 6. Februar das vor wenigen Tagen auf Instagramm publizierte Siegerfoto noch online zu sehen und hatte bereits 990 Likes.

KI kann noch viel mehr als schöne Siegerfotos generieren

Künstliche Intelligenz wird derzeit unter Künstlern und speziell auch Fotografen intensiv diskutiert. Für Kritik sorgt dabei auch die Tatsache, dass die Algorithmen an realen Fotos von weltbekannten Fotografen trainiert wurden: Wie FineArtPrinter in der Ausgabe 2/23 aufzeigt, sind die Möglichkeiten von KI heute zwar noch längst nicht perfekt, doch lassen sich bereits eine ganze Reihe von kommerziellen Anwendungen damit erfüllen. Beispielsweise gibt es Datenbanken mit Fotos von Menschen, die es nie gab. Für kommerzielle Zwecke lassen sich derartige Fotos ohne Datenschutz-Diskussion bestens kommerzialisieren. Doch zurück zum mit KI gerenderte Siegerfoto: Dieses Beispiel ist ein realistischer Beleg dafür, wie notwendig ist wäre, mit KI erstellter Bilder grundsätzlich zu kennzeichnen. Im konkreten Fall mit dem von Digidirect und seiner Jury ausgewählten Siegerfoto stand ein PR-Coup als Triebfeder dahinter. Doch nicht immer verläuft es so harmlos, dass ein Jan van Eyck das Preisgeld für sein KI-gerechnetes Siegerfoto wieder zurückgibt und damit für Auflösung des Irrtums sorgt. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, was man mit Ki-erstellten Fotos noch alles an fragwürdigen Botschaften in den Markt bringen kann.

KI-gerendertes Siegerfoto nur ein kleiner Baustein der KI-Erfolge

Die Macher des Siegerfotos schrieben zu ihrem eigenen Streich: „Wir werden auf diese Zeit als den Zeitpunkt zurückblicken, an dem sich alles geändert hat. Der Geist ist aus der Flasche und es gibt kein Zurück mehr, denn die Automatisierung hält Einzug in unser tägliches Leben. In jüngster Zeit haben wir gesehen, wie ChatGPT Prüfungen in den Bereichen Recht, Wirtschaft und Medizin bestanden hat, aber niemand hat über die Auswirkungen diskutiert, die KI auf die Kreativbranche haben wird.“

Die FineArtPrinter-Meinung: Es liegt an den Medien, das Thema Künstliche Intelligenz kritisch zu hinterfragen. Dass eine Kennzeichnungspflicht für KI-Gerenderte Bilder hilfreich wäre, hätte im konkreten Fall die Jurierung eines KI-gerenderten Siegerfotos unterbunden. Das allerdings ist nur die amüsante Seite der Entwicklung. Wie leicht man unter dem Deckmantel der Glaubwürdigkeit von Fotografie künftig mit fragwürdigen Botschaften konfrontiert werden wird, können wir nur ahnen. Deshalb kann es nur sinnvoll sein, der Politik die Tragweite der Entwicklung zu vermitteln. Dabei  kommt es allerdings darauf an, wer den Politikern die Brisanz von KI auf unser Leben erläutern wird. Werden es die Lobbyisten der Computerbranche sein, wird man es kleinreden, denn letztlich ist diese bestrebt, diese voranzubringen. Um Politikern nahe zu bringen, welche Brisanz in der Thematik steckt, wird sicherlich eines Tages jemand im Wahlkampf Plakate mit einem Landtagskandidaten der Ki-gerendert ist, kleben. Wenn ein solcher KI-gerenderter Kandidat von den Plakatwänden seine Wähler anlächelt, wird man begreifen, was das gesellschaftlich für Auswirkungen haben kann, wenn jeder künstlich erzeugte Bilder ohne Kennzeichnung n den Verkehr bringen kann.  Ein Siegerfoto aus KI-Produktion ist meines Erachtens ausreichend, um deutlich zu machen, dass nicht Faktenchecker bei dieser Thematik sind, sondern eine generelle Kennzeichnungspflicht zum Schutz der Wahrheit.

Hermann Will