Dye-Tinte versus Pigment-Tinte

Im FineArtPrinting dominieren Drucker, die ausschließlich Pigmenttinten verwenden. Wichtigste Eigenschaft einer Pigmenttinte ist deren => Alterungsbeständigkeit. Deshalb haben sowohl Epson als auch Canon in den vergangenen Jahren immer wieder optimierte Versionen ihrer Ultrachrome-Tinten (Epson) sowie ihrer Lucia-Tinten (Canon) auf den Markt gebracht. Wenn wir hier in erster Linie von Pigment-Tinten im FineArtPrinting sprechen, so stellt sich die Frage, was unterscheidet diese von Dye-Tinten.

Unter Dye-Tinten versteht man Tinten, die durch Farbstoffe die Trägerflüssigkeit komplett färben. Im Unterschied zu Pigment-Tinten sind Drucke, die mit Dye-Tinten erstellt wurden, allerdings feuchtigkeitsempfindlich und kaum alterungsbeständig. Um die Unterschiede zwischen Dye-Tinte und Pigmenttinte laienhaft zu formulieren kann man die Größe der Pigmente in der Pigmenttinte zur Erklärung heranziehen. Während farbstoffbasierte Dye-Tinte die Trägerflüssigkeit komplett durchfärbt, da sich die winzigen Farbstoffmoleküle komplett lösen, bleibt das Pigment in der Pigmenttinte immer erhalten. Vergleichbar mit einem winzigen Sandkorn, das sich im Wasser auch nie auflösen wird.

Die Größe der jeweiligen Pigmente (0,1 bis 0,4 Mikrometer) werden von den Tintenherstellern angegeben, ist also auch deren Vorteil auf dem gedruckten Medium. Während Drucke mit Dye-Tinte meist eine eng begrenzte Lebensdauer an einer sonnigen Zimmerwand haben, man spricht von zwei bis vier Jahren, können Pigmentdrucke in Innenräumen auch jahrzehntelang ihre Bildaussage behalten. Das genau ist die Ursache für die Verwendung von Pigmenttinten für FineArtPrinting. Ob Canon Imageprograf Pro-300 oder Pro-1000, ob Epson Surecolor P700 oder P700, diese FineArt-Drucker sind mit Druckköpfen ausgestattet, die speziell für Pigmenttinten optimiert sind. Ein Umstellen eines Pigmentdruckers auf Dye-Tinten oder auch umgekehrt wird aufgrund der unterschiedlichen Beschaffenheit der Tinte nicht empfohlen.

Sind nun Drucke mit Dye-Tinten weniger gut?

Ganz im Gegenteil. Die Dye-Tinte ergibt sehr wohl ein lebendiges Druckbild auf hochwertigen Medien, speziell auf glänzenden Medien liefern Drucker mit Dye-Tinten überzeugende Drucke. Allerdings sollte man die Prints nicht an Sammler verkaufen, denn die Lichtbeständigkeit von Dye-Tinte ist begrenzt. Führen Sie sich nur vor Augen, sie hängen ein Bild im Wohnraum auf, das drei Jahre lang intensivem Tageslicht ausgesetzt ist und nach einem Sommer bleicht eine erste Farbe aus – erleben Sie dies in Ihren Privaträumen, wechseln Sie das Bild aus. Haben Sie jedoch das mit Dye-Tinte gedruckte Bild aus einer Ausstellung einem Sammler verkauft, der dann sein Kunstwerk verbleichen sieht, ist das peinlich. Deshalb sollten Sie wissen, wo die Grenzen der Dye-Tinten sind.

Eco-Tank-Drucker: preiswerte Dye-Tinte hilft sparen

Neuerdings bringt speziell Epson Eco-Tank-Drucker für Fotozwecke auf den Markt, die hervorragende Bildqualität bis zum Format A3+ ermöglichen, aber nicht mit Pigment- sondern mit Dye-Tinte betrieben werden. Diese Drucker sind einerseits aufgrund der günstigen Tinten verlockend, anderseits überzeugt das Druckbild auf glänzenden Medien wirklich. Drucken Sie jedoch auf matten FineArt-Medien, bleichen die Farben auf den matten Oberflächen schneller als auf den glänzenden Medien. Das kommt von der Tintenempfangsschicht bei glänzenden Medien, die Farbstoffmoleküle der Dye-Tinte tief einsinken lässt und einkapselt und so vor UV-Strahlung schützt, während auf den matten und auch beschichteten Medien sowohl UV-Strahlung als auch Ozon die Farben aufgrund der deutlich raueren Oberfläche leichter zum Verblassen bringe

Hochwertige Prints also doch nur mit Pigment Tinte?

Wenn uns bewusst ist, dass die Pigmente sich wie Sand im Wasser auch in der Tinte nicht auflösen, dann können wir uns leichter vorstellen, dass die Pigmente auf dem Medium dem Licht und dem Ozon ebenfalls lange standhalten und ein Ausbleichen nicht nach ein oder zwei Jahren an der Wand erfolgt sondern möglicherweise erst nach Jahrzehnten. Die Untersuchungen von Henry Wilhelm der weltweit renommierten Wilhelm Research jedenfalls zeigen auf, dass Drucke mit Pigmenttinte deutlich länger als 40 Jahre in Innenräumen haltbar sind. Das ist beständiger als alles, was an Farbfoto-Papieren von der fotochemischen Industrie je hergestellt wurde. Mit am haltbarsten war da noch das exklusive Cibachrome, das Ilford jahrelang vermarktete.

Aus diesem Grund ist speziell für den Druck auf matten Medien die FineArtPrinter-Empfehlung für Pigment-Tinte eindeutig. Zudem ist ein Pigmentdruck auch nicht gleich verwaschen, wenn mal ein Tropfen Wasser auf die Bildoberfläche fällt – bei einem Druck mit Dye-Tinte kann bei ausreichender Feuchte es durchaus passieren, dass sich die Farben vermischen. Man kennt diesen Tinteneffekt von den Schulheften, auf denen Flüssigkeit die Schrift verwischt.

Woher kommen die Pigmente für die Pigment-Tinte?

In der Malerei spielen Pigmente seit Jahrhunderten eine bedeutende Rolle. So werden ockerfarbene Pigmente als  Erd-Pigmente bezeichnet, eben weil sie aus bestimmten Erden gewonnen werden. Metallpigmente aus Aluminium und anderen Metallen werden ebenfalls verwendet und Mineralpigmente werden für Farben von Weiß (Titan) bis Blau genutzt. Ein ganz stark vertretenes Pigment, nämlich das Schwarzpigment, ist in vielen Fällen nichts anderes als Ruß. Nicht umsonst konnten Nutzer eines Surecolor P 900 im Treiber kurz nach Markteinführung im Sommer 2020  für die heute als „Schwarzverstärkende Beschichtung“ benannte Qualitätsoption die Beschreibung „Rußschwarz“ einstellen. Ein weiteren Hinweis auf den Ruß finden wir in den Angeboten von speziellen Carbon-Tinten, also Schwarzweißtinten in verschiedenen Grauwerten, um eine intensivere Schwarzweißdarstellung mittels dieser speziellen Pigmenttinten zu erzielen.

Hat Pigmenttinte auch Nachteile

Auf glänzenden Medien wirken Pigmentdrucke oftmals weniger leuchtend als solche, die mit Dye-Tinte gedruckt wurden. Auch bei der Lagerung von Pigmenttinten gilt es vorsichtig zu sein. So wie sich Sand am Grund eines Wassers absetzt, ist es mit den Pigmenten zwar kaum möglich, da haben die Tintenhersteller schon durch eine Reihe von Zuschlagstoffen dafür gesorgt, dass sich die Pigmente nicht innerhalb kürzester Zeit absetzen, dennoch können die Pigmente sedieren. Sie kennen die Empfehlung, Tintenpatronen (Pigmenttinten) vor dem Einsetzen zu schütteln, um mögliche Sedierung aufzulösen? Nicht umsonst hat der Pro-1000 von Canon einen eigenen Mechanismus, um die Tintenpatronen nach dem Einschalten durch Vibration zu schütteln. Wer also drei Jahre lang aufgrund geringen Druckvolumens dieselben Patronen mit Pigment-Tinte nutzt, läuft Gefahr, dass sich Sedierungen bilden können. Derartiges tritt selten auf, die Praxis zeigt, dass es dennoch sinnvoll ist, abzuwägen, ob man einen Drucker mit 350ml je Farbe (Epson Stylus Pro 7900) für heimischen Druckbedarf wirklich auslasten wird.

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