Analoge Fotografie und analog fotografieren

 

Bevor digitale Kameras in größerer Stückzahl in den Markt kamen, verschwendete man kaum einen Gedanken an den Begriff „Analog-Fotografie“. Man fotografierte mit einer Kamera, die mit Film geladen wurde. Beispielsweise mit  dem für verschiedenste Zwecke in Farbe oder Schwarzweiß angebotenen Kleinbildfilm, mit Mittelformatkameras auf Rollfilm und ließ diese beim Dienstleister entwickeln und Fotos belichten. Dann kamen die digitalen Kameras mit immer besserer Auflösung. Viele Fotografen sahen die digitalen Kameras und die damit verbundene neuer Technik anfangs sehr kritisch. Der Film ist unschlagbar in der Qualität hieß es bis zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Argumente wurde ins Feld geführt, dass das analog aufgezeichnete Bild natürlicher wirke als eine digitale Aufnahme, dass Mittelformatkameras einen anderen Bildlook als deine digital-Kamera ergäben. Dennoch setzte um das Jahr 2004, als die Qualität der Digitalkameras besser und damit die Zahl der verkauften Digitalkameras plötzlich stark wuchs, eine für unmöglich gehaltene Begeisterung  für digitale Kameras ein. Nikon und Canon bauten Sensoren in Ihre bewährten Modelle ein, Olympus entwickelte mutig das Four-Thirds-System.

Die Kameraverkäufe stiegen zweistellig und die Qualität digitaler Kameras erreichte rasend schnell das Niveau  analoger Kameras  (etwa 2012). Dass Steven J. Sasson schon 1975 ein Still-Video-Camerasystem vorstellte, lag zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 35 Jahre zurück. Allerdings zeichnete Sassons Kamera das analoge Videosignal eines CCD-Sensors nach interner Digitalisierung zwar auf einem externen Magnetband auf, doch konnte man diese Aufnahmen nicht wie heute in Bildverarbeitungsprogrammen nutzen. Zum Betrachten musste das Signal wieder über einen Wandler für das Fernsehgerät aufbereitet werden. Sieben Jahre später standen anlässlich der Photokina 1982 die traditionellen Kamerahersteller unter Schock, als Sony in Köln mit der Mavica ein Kamerasystem vorstellte, in dem das noch immer analoge Signal des Video-Sensors bereits auf Diskette in der Kamera gespeichert wurde. Wenig später folgten erste Still-Video-Kameras von Canon und Nikon, die ähnlich konzipiert waren. Eine versuchsweise Nutzung dieser Still-Video-Kameras gab es in Kombination mit Bildüberragung per Modem in Redaktionsbüros, die die Bilder umständlich ausdruckten und reproduzierten.

 Der Einstieg in die wirkliche Digitalfotografie ist letztlich Kodak zu verdanken. Deren 1990 vorgestelltes Kamerasystem machte es möglich, dass die Bildsignale über einen Analog-Digital-Wandler digital gespeichert wurden und damit für die digitale Nutzung in der elektronischen Bildverarbeitung zur Verfügung standen.

Analoge Fotografie nutzt den Film zur Bildaufzeichnung

Erst diese Entwicklung führte dazu, dass der Begriff „Analog-Fotografie“ als Gegensatz zur neuen, digitalen Fotografie, entstehen konnte. Man versteht unter analoger Fotografie die Belichtung von lichtempfindlichen Materialien wie Film oder Fotopapier und die anschließende fotochemische Entwicklung.

In der analogen Fotografie dient der lichtempfindliche Film als Medium der Bildaufzeichnung. Je nach Größe des Films können Aufsichtsbilder, beispielsweise als Kontaktkopie oder Kontaktabzug von großformatigen Negativen oder Positiven, gefertigt oder Vergrößerungen erstellt werden. Vergrößerungen vom Kleinbild-Negativen führten zum entstehen einer Großlabor-Industrie. Das weltweit verbreitete Kleinbild-Format mit der Dimension von 24 x 36 mm Breite wurde in Kleinbildkameras belichtet, in industriellen Mengen in zentralen Großlabors entwickelt und in komplexen Fertigungsstraßen auf vollautomatischen Belichtern im Strahlengang eines optischen Systems auf ein lichtempfindliches Fotopaper mit Breiten von sieben, zehn  oder 13 cm belichtet. Die Bildbahnen durchliefen computergesteuerte fotochemische Prozesse, wurden dabei entwickelt und fixiert und nach maschineller Trocknung in einzelne Bilder zerschnitten und zusammen mit dem entwickelten Film in einer Bildertüte verpackt an den Fotohändler zurück geschickt, bei dem der Kunde Stunden früher den Film zur Entwicklung abgegeben hatte.

Großfinishing, des lukrative Geschäft mit Milliarden an analogen Fotos

Um einen Übernacht-Service für diese Dienstleistung zu ermöglichen, hatten die sogenannten Großlabore (Finisher) eine flächendeckende Logistik mit abendlicher Abholung beim Fotohändler und morgendlichem Bring-Service etabliert. Die analoge Fotografie, als das Fotografieren auf Film und letztlich das damit verbundene Bildergeschäft war ein wirtschaftlicher Pfeiler des Fotohandels, der diesem über Jahrzehnte Wohlstand bescherte. Mit Ausbreitung der Digitalfotografie ab 2005 gingen die jährlichen Filmverkäufe um bis zu 30 % zurück, entsprechend brachen auch die Erträge innerhalb dieses jahrelang wachsenden Marktsegmentes radikal zurück. Heute wird analoge Fotografie noch von wenigen Liebhabern gepflegt, die Ihre Filme teils selbst entwickeln und nach Digitalisierung am Scanner die Motive am Rechner weiter verarbeiten. Neue hybride Formen wie das Drucken von großformatigen Negativen auf dem Inkjet-Drucker, haben die Möglichkeiten der Fotografie erweitert. Beispielsweise kann ein solches, digital auf Film gedrucktes Negativ im Format A4, als Grundlage für Kontaktkopie bei analogen fotografischen Verfahren wie dem Palladiumdruck genutzt werden.