An den Hochschulen, an denen Fotografie gelehrt wird, prüfte man sorgfältig, ob digitale Drucktechnik ein adäquater Ersatz für die in Jahrzehnten optimierte analoge Dunkelkammer sein kann. Heute ist diese Diskussion längst ausgestanden. Wenn an Bildungseinrichtungen noch analoge Fotografie unterrichtet wird, dann stets nur um das fotochemische Verfahren zu vermitteln. Geht es jedoch um Bildproduktion, haben Inkjet-Medien in vielfältigen Oberflächenstrukturen und unterschiedlichen Weißgraden sowie Inkjet-Systeme wie der Imageprograf von Canon längst die analoge Dunkelkammer abgelöst. André Hinse von der Firma Art Grey Photoproducts in Essen schwört auf die Kombination von Canson-Medien und den Druckern der Imageprograf-Serie und überschreibt diese Symbiose griffig mit „Digital Darkroom“
FAP: Herr Hinse, Sie werden bei Gesprächen mit Institutionen sicherlich immer wieder damit konfrontiert, dass es innerhalb der jeweiligen Organisation noch jede Menge Analog-Fotografie gibt. Wird das von Ihnen in Kooperation zwischen Ihrem Unternehmen Art Grey Photoproducts sowie Canon und Canson entwickelte Konzept des „Digital Darkroom“ da nicht von der aktuellen Retro-Bewegung zur Fotografie auf Film gebremst?
HINSE: Solange man sich in der digitalen und in der analogen Welt kompetent bewegt, gibt es da keine große Diskussion. Sowohl die Papierhersteller als auch die Druckerhersteller haben in den vergangenen Jahren die Vielfalt der bildgebenden Medien stark bereichert. Denken Sie nur an das Sortiment der Baryt-Papiere, die in der analogen Fotografie, beispielsweise als Agfa Brovira, aufgrund ihres Seidenglanzes stets eine große Rolle spielten. Die damalige Vielfalt an Baryt-Papieren wird heute vom Gesamtmarkt der Hersteller weit überboten. Es gibt warmtonige Papiere mit Baryt-Oberflächen, es gibt solche mit einem hohen Papierweiß, das sich wegen des Kontrastes zwischen Papierweiß und satter Schwärzung ideal für Schwarzweißfotografie empfiehlt, und es gibt sogar matte Baryt-Medien mit einem einzigartigen Look. Ich denke da an Baryta Photographique II Matt von Canson, dessen Oberfläche eine neue Anmutung in die Fotografie einbrachte. Der Anwender kann heute zwischen weitaus mehr Produkten wählen als zu Zeiten der analogen Fotografie.
FAP: Sie schwören auf die Kombination von Canson-Medien mit den Druckern der Imageprograf-Serie von Canon. Was hat zu dieser Kombination geführt?
HINSE: Druckqualität und Handling sind die Merkmale, nach denen wir Drucker verkaufen. Was nutzt dem Anwender ein Drucker, der in Einzelparametern eine Idee besser ist als ein anderer, wenn er bei der Bedienung Schwierigkeiten hat? Anders als in den Tabellen, nach denen viele Anwender ihren Drucker nach physikalischen Bestwerten aussuchen, sind wir der Überzeugung, dass auch der Nutzer zum System passen muss. Die Anwenderfreundlichkeit, die wir bei den Modellen der Imageprograf-Pro-Serie mit den Typen Pro-1000, Pro-2100 und Pro-4100 erleben, ist ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz der Drucksysteme im Markt. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Bediener an den genannten Druckern arbeiten, lässt ihnen mehr Freiraum für die eigene Kreativität. Ich erlebe es immer wieder, wie sich Anwender einen Imageprograf 2100 innerhalb kürzester Zeit erarbeiten und ihre Kreativität durch die exzellenten Druckergebnisse befeuert wird.
FAP: Es würde uns interessieren, wie der Druckprozess die Kreativität befeuert.
HINSE: Wenn selbst Frauen und Männer mit jahrelanger Dunkelkammerpraxis feststellen, dass die Medien der Canson-Infinity-Reihe bezüglich der Bildwiedergabe und Oberflächenanmutung ihren Vorbildern aus der analogen Dunkelkammer in vollem Umfang entsprechen und das Handling verglichen mit den analogen Chemieprozessen zudem kinderleicht ist, dann sind dies für den Anwender Erfolgserlebnisse. Wir alle wissen, dass Frustration hemmt und Erfolgserlebnisse befeuern. Und so können wir immer wieder feststellen, wie kreative Anwender für ihre Projekte neue Medien von Canson ausprobieren und den ursprünglich angedachten Weg zugunsten von Spezial-Medien in der Aussage verstärken. Beispielsweise durch die Nutzung des Baryta Photographique II Matt, das dem Betrachter eine einzigartige Ästhetik bietet, die es in dieser Aussagekraft in der analogen Dunkelkammer nie gab. Insofern ist der „Digital Darkroom“ ein Erfolgskonzept, das den Anwender dort abholt, wo er steht, und das es ihm zudem ermöglicht, Innovationen in der visuellen Kommunikation für seine künstlerischen Belange optimal zu nutzen und sich in seiner Kreativität weiter zu entwickeln.
FAP: Wenn man heute das Konzept des „Digital Darkroom“ physikalisch mit der analogen Dunkelkammer abgleichen würde, gäbe es eindeutige Ergebnisse?
HINSE: Letztlich ist es unfair, dies in allen Parametern durchzuspielen, da in Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren in die analoge Dunkelkammer wenig investiert wurde –
zumindest verglichen mit den Aufwendungen für digital bedruckbare Medien und für Inkjet-Technik insgesamt. Allein in der Drucksoftware stecken weitreichende Innovationen mit Algorithmen, die fotografische Dateien und deren gigantischen Informationsgehalt mit Millionen von Bildpunkten in Tintentropfen für 12-Farb-Systeme wie die Imageprograf-Drucker mit
bis zu 152 cm Druckbreite umrechnen. Nicht zu vergessen die Präzision, die im Inkjet-Druck zwischen dem Zentrum des Bildes und dem Randbereich keinen Qualitätsunterschied aufweist. Anders bei der analogen Vergrößerung, bei der Randunschärfen der optischen Komponenten Alltagsbegleiter im Labor waren. Nicht zu vergessen ist ebenfalls der unschätzbare Vorteil des „Digital Darkroom“, bei dem die Ergebnisse reproduzierbar sind. Ob Sie einen Druck fertigen oder zwölf, bei unveränderten Bilddaten ist jeder Druck identisch. Freilich sprechen auch viele dem Handabzug aus der Chemie eine Einzigartigkeit zu, das bleibt unbestritten. Doch wie viele der wirklich kompetenten Laboranten gibt es noch, die ein Kontingent an Bildern als Handabzug in konstanter Qualität liefern könnten? Wenn ein Anwender seinen Imageprograf 2100 am nächsten Tag wieder einschaltet, um die letzten Bilder aus der erwähnten 12er-Serie zu drucken, kann er sich sicher sein, dass die Qualität auf dem beispielsweise verwendeten Canson Infinity Platine Fibre Rag mit den zehn vorhergehenden Drucken identisch ist. Manches Mal muss man daran erin-
nern, dass genau diese Konstanz vielen Laborfachleuten das Leben schwer machte.
Zur Website von ArtGrey Photoproducts
Der Imageprograf Pro-2100 von Canon ist der große Bruder des bei semiprofessionellen und professionellen Anwendern hochgeschätzten Imageprograf Pro-1000. Auf dem Rollendrucker können Medien wie das oben erwähnte Baryta Photographique II Matt von Canson mit maximal 61 cm Breite von der Rolle bedruckt werden. Bis 31. Dezember läuft bei Canon noch eine lukrative Trade-In-Aktion, bei der es für Gebrauchtgeräte beim Neukauf eines Imageprograf bis zu 1250 Euro Erstattung gibt. Kommentar eines Canon-Mitarbeiters: „So viel Farbe gab‘s noch nie für so wenig Geld.“