Dias digitalisieren: Scannen oder abfotografieren?
Falls Sie Ihre Dias scannen möchten, empfehlen wir Ihnen einen hochwertigen Filmscanner. Diesen allerdings gibt es kaum noch. Im Unterschied zu den weiter verbreitetem Flachbettscannern erzielen Filmscanner meist die bessere Qualität. In FineArtPrinter 2/23 zeigen wir Ihnen, wie man einen Flachbettscanner vom Typ Espon V750 tunt und mittels der Photoshop-Aktion „Perfect Scan 1.2“ auch die mit Silverfast AI erzielten Scan-Daten so optimiert, dass das Niveau eines Flachbettscanners erzielt wird.
Wer allerdings weder einen Flachbettscanner noch einen Filmscanner aber dennoch viele Dias besitzt, kann dies auch mittels Leuchtplatte und Kamera auf der Repro-Säule meistern.
Der nachfolgende Beitrag stammt aus FineArtPrinter $/2022.
Scanner für Kleinbild-, Dia- und auch Negativfilm in guter Qualität sind heute Raritäten und bei wirklicher Qualität entsprechend teuer. Nikon hat schon vor mehreren Jahren die Herstellung seiner bekannten und qualitativ hochstehenden Coolscan-Modelle eingestellt. Man findet sie zwar auf Foto-Gebrauchtbörsen, allerdings werden diese Scanner wesentlich teurer als einst neu angeboten. Dazu kommt, dass sowohl die Anschlüsse als auch die Software nicht mehr zeitgemäß sind. Wie also digitalisiert man seine Dias?
Dias digitalisieren mit der Kamera
Als Alternative zum Digitalisieren von Dias bieten sich hochwertige Digitalkameras an. Es spielt dabei keine Rolle, ob es eine spiegellose oder noch eine klassische DSLR mit Spiegel ist. Wenn Sie lediglich Kleinbild-Dias digitalisieren wollen, dann ist eine Digitalkamera mit einem Vollformatsensor und einer Auflösung von 24 Megapixel die ideale Lösung. Ein Kleinbild-Diafilm entspricht einer Informationsdichte von maximal 25 Megapixel (abhängig vom Typ und ISO-Wert). Mit höheren Auflösungen zu digitalisieren, lohnt sich nur beim SW-Negativfilm. Mehr dazu in der FineArtPrinter 04/18.
Die Zutaten für das Digitalisieren der Dias oder Negative
Für das Digitalisieren von Dias benötigen wir die nachfolgenden Zutaten:
• eine Digitalkamera mit etwa 24 Megapixel und im Idealfall mit einem Vollformatsensor
• ein Makro-Objektiv mit einer Naheinstellung von 1:1
• eine Reprosäule mit Kamerahalterung
• eine LED-Leuchtplatte
• eine Dia-/Filmhalterung
Dias digitalisieren via Makroobjektiv
Empfehlenswert beim Digitalisieren von Dias oder Negativen ist die ausschließliche Verwendung eines Makro-Objektivs, das sich ohne Zwischenringe auf eine Abbildungsgröße von 1:1 einstellen lässt. Makro-Objektive sind im Vergleich zu anderen Objektiven speziell für den Nahbereich korrigiert. Sie weisen praktisch keine oder zumindest nur eine geringe Bildfeldwölbung auf und müssen daher auch weniger abgeblendet werden, um eine optimale Randschärfe zu erzielen. Mit einer Kleinbild-Vollformatkamera und einem Makro mit einer Abbildungsgröße von 1:1 genügt eine Aufnahme, um ein Dia digitalisieren zu können. Mit kleineren Sensoren muss man entweder Einzelbilder zusammensetzen oder sich mit einer kleineren Abbildungsgröße begnügen.
Stativ mit Umkehrsäule oder Reprostativ. Meines Erachtens sollte sich diese Frage gar nicht stellen. Bei der extrem kurzen Naheinstellung von 1:1 ist die Schärfentiefe dermaßen gering, dass die Aufnahmeeinheit (Kamera und Objektiv) absolut in der Waage sein muss. Dafür kommt eigentlich nur ein Reprostativ infrage, das eine genaue horizontale und vertikale Ausrichtung ermöglicht.
Lichtquelle bei Dia-Digitalisieren: LED-Leuchtplatte
Als Lichtquelle kann eine LED-Leuchtplatte verwendet werden. Wenn Sie ohnehin planen, lediglich Kleinbild-Dias zu digitalisieren, dann kann die Leuchtplatte relativ klein sein. Sie muss allerdings mindestens so groß sein, dass eine Dia-Halterung darauf Platz findet. Man kann auch eine Dia-Halterung aus einem Filmvergrößerer nutzen. Wichtig ist dabei, dass diese eine plane Unterlage hat. Aus Pappe lässt sich eine Schablone schneiden, um das ansonsten leider störende Streulicht zu blockieren.
Aufnahmekits zur Dia-Digitalisierung
Analog fotografieren mit Film erlebt eine Wiedergeburt und immer mehr junge Leute begeistern sich dafür. Daher verwundert es nicht, dass viele Aufnahmekits für das Digitalisieren von Dias respektive Filmmaterial angeboten werden. Für alle, die sich die Aufnahmeeinheit nicht selber zusammenstellen möchten, bietet Kaiser Fototechnik verschiedene Reprosysteme zur Dia-Digitalisierung an. Diese bestehen aus einem Reprostativ mit einer Säule, einem Grundbrett und einem Film Copy Vario Kit, bestehend aus Dia- bzw. Filmhalterung und einer LED-Leuchtplatte mit einer Auflagematte zur Streulichtmaskierung.
Nicht nur „alte“ Dias digitalisieren
Die genannten Produkte eignen sich nicht zum Digitalisieren von Dia-Archiven, sondern senken die Einstiegsschwelle, um vielleicht wieder mit Dia-Material zu fotografieren und die Spiegelreflex aus der Vitrine zu holen und zu neuem Leben zu erwecken. Allerdings ist das Angebot an Dia-Filmen deutlich ausgedünnt, einige bekannte Filmnamen sind jedoch noch am Markt, wie beispielsweise:
• Fuji Provia 100
• Fuji Velvia 50 & 100
• Kodak Ektachrome E100
• Rollei Chrome CR 200
Roberto Casavecchia