Peter Seidel: i muri parla

Von Laternen und Nachtschein gemeißelte Lichtskulpturen. Stadträume werden zum Bühnenbild, gleichzeitig sind sie Zuschauerloge; wie in Gemälden Edward Hoppers verschwinden die Grenzen zwischen Innen und Aussen, zwischen Öffentlichkeit und privatem Rückzugsort.
Si fá bella figura, sich von der besten Seite zeigen, darauf legen Venezianerinnen Wert, kein Wunder, daß sie auch das Meer im Tabletformat erfunden haben, den Spiegel aus Bleiglas. Die Stadt selbst ist bereits steingewordenes Selfie. Manche Motive erinnern an Poster des Art Déco, kühn emporragende Gebäude die geradezu verschwenderisch ein Bad im Schwarz nehmen. Wie ein Boxer stieg der Fotograf immer wieder zu der Serenissima in den Ring, bis er das Gefühl bekam, mit den Abstraktionen von dem, was laut ist, auf dem richtigen Weg in die Vertikale zu sein und mit dieser Perspektive neue Aspekte anbieten zu können.

Venedig bei Nacht ist wie Radiohören. Es öffnen sich Räume für die eigene Phantasie. Eine Einladung, sie selbst auszumalen.