Fotopapier

Der Begriff Fotopapier (auch Photopapier) steht in erster Linie für lichtempfindliches Papier, das sich durch Projektion oder andere Belichtung und nachfolgender fotochemischer Entwicklung in ein Aufsichtsbild umwandeln lässt. Dabei ist das Papier als solches nicht lichtempfindlich, sondern lediglich die auf dem Bildträger (vielfach PE/Polyethylen) aufgetragene lichtempfindliche fotochemische Schicht. Fotopapiere gibt es vorwiegend als Rollenware für die maschinelle Verarbeitung. Als Blattware wird Fotopapier auch für die Selbstverarbeitung angeboten, wobei der Aufwand zur Entwicklung von Farbbildern kaum lohnt. Die Verarbeitung von Fotopapier für Schwarz-Weiß-Fotografie jedoch ist wesentlich stärker von der individuellen Arbeitsweise abhängig, sodass viele engagierte Fotografen noch in der Dunkelkammer ihre Filme selbst auf Fotopapier belichten und entwickeln. . Die wichtigsten Formate bei Fotopapier waren 9x13 cm, 10 x 15 cm und 13 x 18 cm sowie 18 x 24 cm. Das Format A4 spielte beim Fotopapier eine untergeordnete Rolle. Für den Selbstverarbeiter in der Schwarzweiß-Dunkelkammer gehörte die Packung mit Fotopapieren in 18 x 24 cm und 100 Blatt Inhalt zur Standard-Ausstattung.

Die Selbstverarbeitung von Fotopapier in der heimischen Dunkelkammer erfordert einiges an Erfahrung. Speziell die Wiederholbarkeit bei der Belichtung von Fotopapieren, auch bei Schwarzweiß, erfordert sehr viel Routine. Ist der richtige Workflow einmal erarbeitet, haben Amateure und Profis für den Druck ihrer Bilder im Studio Tintenstrahldrucker, beispielsweise von Epson oder Canon, deutliche bessere Möglichkeiten konstante Qualitäte zu erzielen. 

Dennoch spielt lichtempfindliches Fotopapier mit Silberhalogenid-Beschichtung nach wie vor eine große Rolle, auch im Kunstmarkt. Bei fotochemischen Fotopapieren unterscheidet man zwischen Papieren für Schwarzweißbilder und solchen für Farbe.

Im Unterschied zu lichtempfindlich beschichteten Fotopapieren gibt es heute eine Vielzahl weiterer Papiere, die für die Bildwiedergabe durch besondere Ausrüstung für den Druck durch Offsetdruckverfahren, durch tonerbasierte Drucksysteme und durch Tintenstrahldrucker für eine hohe Bildqualität optimiert sind. Speziell Inkjet-Papiere mit ihren unterschiedlichen Flächengewichten (Grammaturen) haben die lichtempfindlichen, mit Silberhalogenid beschichteten Papiere seit 2006 aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Heute gibt es eine beinahe unüberschaubare Vielfalt an Inkjetpapieren in den Oberflächen Matt, Semigloss, Lustre oder Seidenmatt  bis hin zu hochglänzend oder High-Gloss: Dabei gibt es solche mit einem Papiergewicht von 210 Gramm bis zum Luxusblatt - beispielsweise Hahnemühle PhotoRag 500 Gramm. 

Drei farbemfindliche Schichten: Cyan, Magenta und Gelb

Die Herstellung von lichtempfindlichem Fotopapier erfolgt in beinahe kompletter Dunkelheit. Für farbempfindliches Fotopapier wird der Papierträger auf einer Beschichtungsanlage in völliger Dunkelheit zuerst mit einer rot empfindlichen Schicht, dann mit einer für Grün und zuletzt mit einer blau empfindlichen Suspension (Umgangssprachlich zwar Emulsion, dies allerdings ist sachlich nicht haltbar) begossen. Der Guss der Fotopapiere erfolgt bei hoher Geschwindigkeit auf breiten Papierbahnen, die nach der Trocknung für die weitere Verarbeitung ebenfalls unter Ausschluss von Licht auf die erforderlichen Formate geschnitten werden. Nach der Belichtung des Fotopapiers in speziellen Belichtern durchläuft das Fotopapier die chemische Entwicklung. Dabei entstehen in den einzelnen Schichten Farbstoffe der jeweiligen Komplementärfarben. Das heißt, in der unteren Schicht entsteht Cyan, in der mittleren Magenta und in der obersten Schicht eines Fotopapiers für Farbe bildet sich Gelb.

10x15 cm Bilder auf Fotopapier belichtet.

Das Bildergeschäft war der Renditebringer im Fotohandel bis etwa 2005. Auch die Hersteller von Filmen und Prozesschemie verdienten sehr gut mit Film und Fotopapier. Entsprechend leistungsstark waren auch die Beschichtungsanlagen zur Herstellung von Filmen und Fotopapier, beispielsweise bei Agfa in Leverkusen oder in Breda/Niederlande bei Fujifilm. Weitere bedeutsame Hersteller von Fotopapier (fachlich korrekt Colornegativ-Papier) waren Kodak (USA) und Konica (Japan). Der Begriff, unter dem sich die Bilderbranche selbst einordnete, lautet „Photofinishing“. Die Produktion der Filme und Fotopapiere und deren Konfektionierung war für Kodak, Agfa, Fujifilm und Konica ein gigantisches Geschäft, ebenso auch die Entwicklung der Filme und die Produktion der Bilder auf Fotopapier in den Großlabor genannten „Bilderfabriken“. Europäischer Marktführer war das in Oldenburg ansässige Unternehmen Cewe-Color, das Heinz Neumüller aus einem Fotogeschäft heraus entwickelte und das Filmentwicklung und Bildproduktion sowie -Belichtung mit einem gigantischen Logistik-Netz verknüpft hatte, sodass Verbraucher beispielsweise montags ihren Film beim lokalen Fotohändler abgaben und mittwochs die „Bildertüte“ mit den Bildern mit Format 10 x 15 samt Negativen beim Händler wieder abholen konnten. Dabei wurde der Film zum Labor gebracht, das oftmals einige hundert Kilometer entfernt arbeitete und schon am nächsten Vormittag wieder zurückgesandt. Das Einkaufserlebnis hat sich dahingehend gewandelt, dass der Anwender die Dateien zum Druckdienstleister hochlädt, Online sofort bezahlt und wenige Tage darauf die bestellten Fotos per Versand frei Haus entweder auf Fotopapier oder im Inkjetverfahren auf speziellen Papieren erhält.

Als man noch Tage auf die Bilder wartete...

Um den Kunden das Warten auf den zu entwickelnden Film und die auf Fotopapier belichteten Bilder zu verkürzen, entstanden in den 80er Jahren auch Vor-Ort-Entwicklungslabors, die den Namen „Minilab“ trugen. Dort konnte der Kunde seinen Film abgeben, und schon 90 Minuten später die auf Fotopapier belichteten Bilder abholen.
Im Gegensatz zu dem in gigantischen Mengen produzierten Fotopapieren für die Belichtung von Farbnegativen waren Farbpositiv-Papiere bei der Bildproduktion im Fotofinishing eher ein Nischenprodukt. Diese wurde dann eingesetzt, wenn Fotografen ihre Aufnahmen auf Diapositiv-Film belichteten, davon jedoch Aufsichtsbilder benötigten. Diapositive, ideal für die Projektion, haben einen Kontrastumfang von 1: 1000. Das Fotopapier bewältige jedoch allenfalls 1:100, sodass die Lichter auf dem Papierabzug vielfach ausgefressen wirkten oder die Schatten zuliefen. Dieser technische Umstand führte dazu, dass die ersten digitalen Prozesse in der Belichtung von Diapositiven auf Fotopapier schon Anfang der 1990er in den Markt kamen. (Agfa CRT-Belichter). Dabei wurden die Diapositive gescannt und die RGB-Daten mittels Kathodenstrahlbelichter für eine Belichtung auf Fotopapier, konkret auf Colornegativ-Papier, aufbereitet. Dieses Verfahren fand ab dem Jahr 1997 im Durst Lambda seine Fortsetzung für großformatige Belichtungen auf Colornegativ-Papier. Im Unterschied zum kleinformatigen CRT-Belichter nutzte der Durst Lambda RGB-Laser für die Belichtung auf großformatige Bahnen von Fotopapier.

Farbbilder waren teurer

Der wesentliche Vorteil beim Einsatz des Durst Lambda für die Belichtung von Colornegativ-Papier waren die verglichen mit Inkjetmedien günstigen Materialkosten.  Damals wurden in den Fachlabors die Entwicklungsprozesse für die Fotopapiere vorgehalten, sodass Bilder auf Fotopapier einen Kostenvorteil hatten.
Weitaus teurer als das günstige Fotopapier (Colornegativpapier) waren die hochglänzenden Ilfochrome-Papiere des schweizerischen Unternehmens Ilford (Fribourg/Schweiz, 2015 aufgelöst), die mit speziellen Azo-Farbstoffen besonders leuchtende Farben erzielten und aufgrund ihres Hochglanzes eine besondere Anmutung hatten. Allerdings war für dieses Ilfochrome-Papier ein eigener Entwicklungsprozess erforderlich. Dieser trug den Bezeichnung Silberfarbbleichverfahren und war ein Exklusiv-Produkt von Ilford. Die damit erzeugten Bilder wiesen eine hohe Farbsättigung und extrem gute Haltbarkeit auf. Aufgrund der hohen Gestehungspreise blieb Cibachrome/Ilfochrome auf exklusive Anwendungen beschränkt.

Für Schwarzweißaufnahmen sind in der Silberhalogenid-Fotografie eigene Medien erforderlich. Während Digitalkameras in Farbe fotografieren und die Ergebnisse in Schwarzweiß wandeln können und Nutzer eines Tintenstrahldruckers ein Inkjetpapier sowohl farbig als auch Schwarzweiß bedrucken, entscheidet bei den Schwarzweißfilmen und den Fotopapieren die aufgetragene Beschichtung über die Nutzung.

Ortho- oder panchromatisch?

Eine orthochromatische Beschichtung ist empfindlich für das sichtbare Licht, zuzüglich Ultraviolett, nicht jedoch für Rotlicht. Da in der Frühzeit der Fotografie ausschließlich mit orthochromatisch beschichteten Filmen gearbeitet wurde, waren häufig die Gesichter der Menschen merkwürdig kalkig. Das glich man in den Porträtstudios oftmals durch spezielle Schminke aus.  Schwarzweiß-Negative lassen sich perfekt auf orthochromatisch beschichtetes Fotopapier belichten. Auch in der Reprofotografie waren orthochromatische Medien Standard.
Beschichtete Materialien, egal ob Film oder Papier, sind für alle Spektren des sichtbaren Lichtes von 400 bis 700 nm empfindlich. Schwarz-Weiß-Filme sind, um die Farben aus dem Motiv in Grauwerte zu übersetzen,  grundsätzlich panchromatisch, um eine tonwertrichtige Bildumsetzung zu ermöglichen. Würden wir mit einem orthochromatischen Film unsere Mitmenschen fotografieren, blieben die Hauttöne merkwürdig zeichnungsarm. Um beispielsweise von Farbnegativen korrekt umgesetzte Grautöne für Schwarzweißbilder zu erzeugen, gab es Spezial-Fotopapiere wie Panalure von Kodak, das die Helligkeitswerte der jeweiligen Farben in dem Motiv entsprechende Grauwerte umsetzte. 

Unterschiedliche Gradation in einem Papier?

Sinnvollerweise wurde Schwarzweiß-Fotopapier in verschiedenen Gradationen oder Härtestufen produziert. Um die bei der Filmentwicklung durch Temperaturabweichungen oder Fehlbelichtungen entstehenden unterschiedlich harten oder weichen Negative in ansprechender Qualität auf das Fotopapier belichten zu können, musste der Laborant passend zum Kontrast des Negativs eine Papiergradation wählen. Flaue, kontrastarme Negative wurden beispielsweise auf hartes, also kontrastreiches Fotopapier kopiert oder vergrößert, um eine ansprechende Bildwiedergabe zu erzielen. Für extrem kontrastreiche Negative dagegen war weiches Fotopapier angesagt. Insgesamt gab es fünf Gradationsstufen von weich (0) bis hart (5). Dies erforderte bei Laboranten ebenso Vorratshaltung wie beim Hersteller. Diese Gradationswandel-Papiere, bei dem die Lichtfarbe bei der Belichtung variiert wurde, machten es möglich, dass ein und dasselbe Papier je nach Lichtfarbe weich oder hart belichtet werden konnte. Dazu wurden die speziellen Fotopapiere, Fachbezeichnung Gradationswandel-Papiere, für Schwarzweiß zweischichtig aufgebaut. Die Schicht für die harte Gradation ist dabei nur für blaues Licht empfindlich, eine zweite Schicht mit weicherer Gradation reagiert nur auf grünes Licht. Durch Einschub entsprechender Filter in den Strahlengang des Vergrößerers konnte die Belichtung des Fotopapiers gemäß der gewünschten Härte gesteuert werden.

Einseitig oder doppelseitig?

Beidseitig belichtete Fotopapiere nutzt man heute speziell für Echtfotobücher. Dabei werden die lichtempfindlichen Fotopapiere mit den Buchseiten belichtet und Rücken an Rücken verklebt. Diese Sandwich-Seiten sind aus der Not geboren, denn letztlich gibt es keine doppelseitig nutzbaren Fotopapiere. Ganz im Unterschied zu den für Tintenstrahldrucker geeigneten Inkjetpapieren. Diese werden als Rollen und Blattware in unterschiedlichen Oberflächen, beispielsweise matt, glänzend oder hochglänzend für den doppelseitigen Druck angeboten.

Mit den FineArtPapieren kam die Haptik zurück

Fotopapiere mit Silberhalogenid-Beschichtung benötigten bei der Schlusswässerung sehr viel Wasser, da die Rest-Chemie aus dem Papierfilz herausgewaschen werden muss. Dieser Nachteil wurde mit Einführung der PE-beschichteten Papiere deutlich reduziert, wenngleich dies auf Kosten der Haptik geht. Erst mit der Entwicklung von langzeitstabilen Inkjet-Papieren für FineArtPrinting gewann das Thema „Haptik“ für die Bildwiedergabe eine neue Bedeutung. Da die bedruckbaren Inkjet-Papiere lediglich mit wasserbasierender Tinte statt mit Prozesschemie wie Silberhalogenid-Papiere erfolgt, können für Inkjet-Papiere verschiedenste Fasern und Zuschlagstoffe eingesetzt werden und damit die Vielfalt des Informationsträgers „Papier“ in ganz andere Bedeutung überführt werden.

Fotopapier ist in der Farbwiedergabe, verglichen mit FineArt-Papieren, die mit modernen FineArt-Druckern bedruckt wurdem, deutlich unterlegen, sowohl in der Farbraum-Wiedergabe als auch in der Maximalschwärzung.