Mit der neuen X-H2 definiert Fujifilm einige Alleinstellungsmerkmale. Beispielsweise die Auflösung des verbauten APS-C-Sensors mit 40 Megapixel, die offensichtlich von den neuesten Fujinon-Optiken adressiert wird. Ein Meilenstein liefert die Fujifilm X-H2 auch mit 8 K-Video auf einem APCS-C-Sensor sowie Verschlusszeiten von bis 180.000 Sekunde. Braucht man all diese Rekordwerte? Letztlich ja, wenn man Ansprüche stellt, die bisher Vollformat-Kameras galten. Die ultrakurze Verschlusszeit der Fujifilm X-H2 schließlich ermöglicht Offenblende-Aufnahmen mit Bokeh auch bei Sonne, dazu kommen die Vorteile des APS-C-Formates bezüglich Gewicht und Handling, Faktoren, die Fujifilms X-Serie seit dem Start vor zehn Jahren erfolgreich gemacht haben. Hermann Will hatte das Vergnügen mit der X-H2 bereits zu fotografieren und auch das neue GF 20-32mm an der GFX zu probieren. Vergleich zwischen X-H2 und der ebenfalls brandneuen X-T5 in FineArtPrinter Ausgabe 1/23 (ab 15. Dezember) als ePaper lesen.
Verglichen mit den Objektiven aus den Zeiten, als man auf Film belichtete, sind die allerneuesten höchstauflösenden Objektive allesamt Super-Hochleistungsobjektive. Fujifilm als einer der erfahrensten Objektiv-Hersteller am Weltmarkt, speziell im Videomarkt sind Fujinon-Optiken in TV- und Videomarkt führend, adelt nun sein X-System im zehnten Jahr des Bestehens durch die X-H2. Das Schwestermodell, die X-H2s mit 26,16 MP Auflösung wird bereits seit Juli vermarktet. Während die X-H2s als Zielgruppe Videofilmer und Fotografen gleichermaßen anspricht, setzt die am 8. September in New York vorgestellte X-H2 den Schwerpunkt klar auf höchste Auflösung für Fotografen. Die 8K-Videoaufzeichnung fiel dabei als Nebenprodukt der hohen Auflösung für die X-H2 ab.
Pixelpitch von 3 µm erfordert optische Höchstleistung
Die Sensordimensionen des APS-C-Systems betragen 23,5 x 15,6 mm, also deutlich kleiner als die vom Vollformat bekannten 24 x 36 mm. Bei höchster Auflösung werden Files aus dem X-Trans CMOS 5 HR Sensor mit rückwärtiger Belichtung mit bis 7728 x 5152 Bildpunkten ausgelesen. Das ist eine geringfügig höhere Auflösung als die einst 2012 in den Markt eingeführte Vollformatkamera Nikon D 800 mit 7.360 × 4.912 Bildpunkten. Laut Datenblatt weist der Sensor der Fuji X-H2 40,2 Mio Pixel auf. Mit einem Pixelpitch von etwa 3 µm unterschreitet die X-H2 die bisher üblichen Auflösungsgrenzen deutlich. Zum Vergleich: Bei der Vollformat-Kamera EOS R5 beträgt der Pixelpitch 4,38 µm. (Anmerkung der Redaktion: Unter Pixelpitch versteht man den Abstand eines Pixel zum nächsten, gemessen jeweils von Pixelmitte zu Pixelmitte) . Selbstverständlich sind derart hohe Auflösungen bei Smartphones längst üblich, doch in der anspruchsvollen Fotografie gilt es weitere Parameter zu beachten. Beispielsweise die Beugungsunschärfe. So vergrößert sich üblicherweise beim Abblenden eines Objektivs der Zerstreuungskreis, sodass allerhöchste Auflösung nur dann durchweg Spitzenergebnisse liefert, wenn Sensor und Optik aufeinander abgestimmt sind, was Fujifilöm offensichtlich bei der X-H2 durchweg gelungen ist.
Überzeugend ist beim ersten Kontakt mit der X-H2 der elektronische Sucher mit 5,76 Megapixel und einer Bildwiederholrate von 120 Bilder/Sekunde. Damit entsteht für den Anwender eine plastische Darstellung des anvisierten Motivs. Die Augenverfolgung ist schnell und zuverlässig und speziell bei der Porträtfotografie sehr hilfreich. Inwieweit der AF-Modus für Fahrzeuge oder Tiere schnell genug ist, konnte ich nicht überprüfen. In der offiziellen Hersteller-Information wird davon geschwärmt, dass der Autofokus Tiere und Fahrzeuge erkennt und im Fokus halten kann.
Fujifilm X-H2: Robust und hochwertig
Der 40,2 Megapixel-Sensor besitzt mehr Phasendetektionspixel als die bisherigen Modelle der X Serie, was im AF-S-Modus zu einer noch präziseren Fokussierung, zum Beispiel bei Landschafts- oder Porträtaufnahmen, führt. Außerdem verfügt die X-H2 (wie die X-H2S) über einen neuen AF-Algorithmus zur Vorhersage von Objektbewegungen, was eine zuverlässige Schärfenachführung bei der kontinuierlichen Scharfstellung (AF-C) ermöglichen soll.
Die Fujifilm X-H2 ist für den professionellen Arbeitsalltag konzipiert. Wie die X-H2S verfügt sie über ein wetterfestes Gehäuse, das an 79 Stellen gegen das Eindringen von Feuchtigkeit und Staub abgedichtet und auch bei Kälte bis minus 10 Grad Celsius voll einsatzfähig ist. Für zusätzliche Information und Bedienkomfort sorgen das Subdisplay auf der Kameraoberseite sowie der rückwärtige LCD-Monitor mit 1,62 Millionen Bildpunkten.
Vier Objektive bereits für 40 MP Auflösung konzipiert
So viel vorweg: Mit dem brandneuen Fujinon XF56mmF1.2 R (UVP 1199 €) gelangen mir überzeugende Bilder, ebenso mit dem XF 16-55 mm f2,8 R LM WR. Für 40 Megapixel gerechnet sind nach Fuji-Angaben außerdem folgende Optiken: die aus dem Jahr 2021 stammenden XF 33mm F1,4 LM WR, das XF 23mm f1,4 R LM WR sowie das XF 18mm f1,4 LM WR.
Doch zurück zum Gehäuse der X-H2, die auf maximale Auflösung ausgerichtet ist. Die Daten des 40,2 Megapixel X-Trans CMOS 5 HR Sensor werden vom schnellen X-Prozessor 5 zügig verarbeitet, immerhin sind bei elektronischem Verschluss bis zu 20 Bilder im Serienbildmodus möglich, bei voller Auflösung immerhin noch 13.
Kürzeste Verschlusszeit von 180.000 s
Aufbauend auf den Möglichkeiten des Bildstabilisators, der bis zu 7 Lichtwerte kompensieren hilft, verfügt die X-H2 auch über einen „Pixel Shift Multi-Shot“, bei dem nacheinander 20 Aufnahmen (Kamera auf dem Stativ) belichtet werden, bei denen der Sensor minimal nach jeder Aufnahme verschoben wird. Aus den Rohdaten errechnet der Prozessor ein Bild mit 160 MP. Für bestimmte Reproduktionszwecke ist dieser Aufnahmemodus der X-H2 sicherlich eine sinnvolle Lösung. Die X-H2 unterstützt zudem das HEIF-Bildformat, das 10-Bit-Bilddateien liefert, die bis zu 30 Prozent kleiner sind als Standard-JPEGs.
Die X-H2 von Fujifilm bietet sowohl für Foto- als auch für Videoaufnahmen die höchste Auflösung innerhalb der X-Serie. Die X-H2 ist das erste APS-C-Modell, das Video in 8K/30p in Apple ProRes-Qualität aufzeichnen kann. Die niedrigste Aufnahmeempfindlichkeit der X-H2 liegt bei ISO 125. Als kürzeste Verschlusszeit sind über den elektronischen Verschluss 180.000 Sekunde möglich, was einerseits Ultrakurzzeitbelichtungen ermöglicht, andererseits auch bei hellen Bedingungen am Strand oder im Schnee die Fotografie mit offener Blende zwecks Bokeh ermöglicht und den Einsatz von ND-Filtern in manchen Bereichen überflüssig macht.
Schnelle Datenspeicherung ist bei der Auflösung und der hohen Serienbildgeschwindigkeit durch neue CF-Express-Typ-B-Karten gesichert. Die X-H2 bietet als zweites Kartenfach eines für konventionelle SDHC-Karten.
Auf die umfangreichen Videofähigkeiten gehen wir vom FineArtPrinter nicht speziell ein. Nur soviel: Die Möglichkeit, wie bei der X-2Hs einen speziellen File-Transmitter einzusetzen, ist auch bei der X-2H gegeben. Dieser File-Transmitter FT-XH ermöglicht kabelgebundene LAN- und drahtlose WLAN-Tethered-Videoaufnahmen. Bis zu vier X-H2 und/oder X-H2S können so über eine Browseranwendung gesteuert werden. Dabei lassen sich unter anderem die Aufnahmeparameter für jede Kamera überprüfen und anpassen sowie die Videoaufnahme für alle Kameras synchron starten und stoppen. Letztlich unterstreicht Fujifilm mit diesen Lösungen seine Videokompetenz, die bei vielen Fotografen eine Grundlage des Erfolgs geworden ist.