Dias digitalisieren: Scannen oder abfotografieren?

Falls Sie Ihre Dias, 6x6 Dias oder Kleinbilddias, digitalisieren oder speziell scannen möchten, empfehlen wir Ihnen einen hochwertigen Filmscanner. Diesen allerdings gibt es kaum noch. Im Unterschied zu den weiter verbreitetem Flachbettscannern erzielen Filmscanner meist die bessere Qualität, die beim Diafilm im Kleinbildformat besonders wichtig ist. In FineArtPrinter 2/23 zeigen wir Ihnen, wie man einen Flachbettscanner vom Typ Epson V750 tunt und mittels der Photoshop-Aktion „Perfect Scan 1.2“ auch die mit Silverfast AI erzielten Scan-Daten entsprechend optimiert. Die Photoshop-Aktion allerdings setzt voraus, dass Sie auf Ihren Rechner auch Photoshop installiert haben. Dann erreichen Sie mit den speziellen Arbeitsschritten annähernd das Niveau eines Filmscanners, die speziell für die Digitalisierung von Dias konstruiert und vermarktet wurden.

Wer allerdings weder einen Flachbettscanner noch einen Filmscanner, aber dennoch viele Dias besitzt, kann seine Diapositive dennoch kostengünstig selbst digitalisieren. Denn ebenso wie ein Scanner lässt sich eine hochwertige Digitalkamera dazu nutzen, Dias oder auch Negativ zu digitalisieren. Erforderlich ist dazu eine Leuchtplatte (Beispielsweise von Kaiser) und eine Kamera mit hochwertigem Objektiv, montiert möglichst auf der Repro-Säule, um wiederholbare Ergebnisse bei der Digitalisierung der Dias zu erzielen. Auf der hinterleuchteten Platte werden die Dias oder auch Negative dann abfotografiert. Durch die bei Farbnegativen allerdings vorhanden Maskierungen, sind die Ergebnisse bei Farbnegativen auch davon abhängig, ob Sie diese Maskierung nach dem Abfotografieren in der Bildbearbeitungssoftware neutralisieren können. Deshalb ist das Abfotografieren Dias von der Leuchtplatte leichter als von Negativen. Um die Daten eines reproduzierten Farb-Negativs in der Software zu optimieren ist je nach Filmtyp einiges an Erfahrung erforderlich. Unproblematischer ist die Digitalisierung von Schwarzweiß-Negativen. Sind diese korrekt belichtet, ist es weitgehend unproblematisch. Heikel allerdings sind unterbelichtete Negative. Hier kann auch die Digitalisierung keine Bildinformationen mehr herbeizaubern. Wer sich diese Schritte einmal erarbeitet hat, verzichtet gerne darauf, seine wertvollen Dias Anbietern zu übergeben, die mit teils fragwürdiger Preisgestaltung den Eindruck erwecken, als können man hochwertige Scans von Dias auch schon für Cent-Beträge anbieten. In den 1990er-Jahren waren Scanservices meist prosperierende Unternehmen, die mit der Digitalisierung der Diapositive für ein breites Anwendungsspektrum wie Werbung und Printmagazinen sehr gut verdienten.

Nachfolgender Beitrag über die Digitalisierung von Dias wurde in der Printausgabe FineArtPrinter 2/2023 veröffentlicht

Scanner für Kleinbild-, Dia- und auch Negativfilm in guter Qualität sind heute Raritäten und bei wirklicher Qualität entsprechend teuer. Nikon hat schon vor mehreren Jahren die Herstellung seiner bekannten und qualitativ hochstehenden Coolscan-Modelle eingestellt. Man findet sie zwar auf Foto-Gebrauchtbörsen, allerdings werden diese Scanner wesentlich teurer als einst neu angeboten. Dazu kommt, dass sowohl die Anschlüsse als auch die Software nicht mehr zeitgemäß sind. Wie also digitalisiert man seine Dias, um die Motive zu retten und zu archivieren? Schließlich sind die Dias in vielen Fällen wichtige Dokumente aus den vergangenen Jahrzehnten und verraten sehr viel über Familie, Kultur und Geschichte und es wäre unverzeihlich, man würde diese Bildbestände ignorieren . Solange die Dias staubfrei und trocken und vor allem bei möglichst niedrigen Temperaturen gelagert werden, bleiben die Bildinformationen in den Negativen und Dias Jahrzehntelang erhalten. Feuchtigkeit und Hitze (Dachboden) allerdings sind für Kleinbild und Mittelformat-Dias oder auch Negative sehr gefährlich, da sich die Zerfallsprozesse bei höheren Temperaturen beschleunigen. Zögern Sie also nicht länger, um Ihre Bilder, die Sie einst auf Diafilm oder Negativfilmen belichtet haben, zu sichten und zu digitalisieren.

Dias digitalisieren mit der Kamera

Als Alternative zum Digitalisieren von Dias bieten sich hochwertige Digitalkameras an. Es spielt dabei keine Rolle, ob es eine spiegellose oder noch eine klassische DSLR mit Spiegel ist. Wenn Sie lediglich Kleinbild-Dias digitalisieren wollen, dann ist eine Digitalkamera mit einem Vollformatsensor und einer Auflösung von 24 Megapixel die ideale Lösung. Ein Kleinbild-Diafilm entspricht einer Informationsdichte von maximal 25 Megapixel (abhängig vom Typ und ISO-Wert). Mit höheren Auflösungen zu digitalisieren, lohnt sich nur beim SW-Negativfilm. Mehr dazu in der FineArtPrinter 04/18.

Das benötigen Sie für das Digitalisieren der Dias oder Negative 
• eine Digitalkamera mit etwa 24 Megapixel und im Idealfall mit einem Vollformatsensor
• ein Makro-Objektiv mit einer Naheinstellung von 1:1
• eine Reprosäule mit Kamerahalterung 
• eine LED-Leuchtplatte 
• eine Dia-/Filmhalterung

Dias digitalisieren via Makroobjektiv

Empfehlenswert beim Digitalisieren von Dias oder Negativen ist die ausschließliche Verwendung eines Makro-Objektivs, das sich ohne Zwischenringe auf eine Abbildungsgröße von 1:1 einstellen lässt. Makro-Objektive sind im Vergleich zu anderen Objektiven speziell für den Nahbereich korrigiert. Sie weisen praktisch keine oder zumindest nur eine geringe Bildfeldwölbung auf und müssen daher auch weniger abgeblendet werden, um eine optimale Randschärfe zu erzielen. Mit einer Kleinbild-Vollformatkamera und einem Makro mit einer Abbildungsgröße von 1:1 genügt eine Aufnahme, um ein Dia digitalisieren zu können. Mit kleineren Sensoren muss man entweder Einzelbilder zusammensetzen oder sich mit einer kleineren Abbildungsgröße begnügen.
Stativ mit Umkehrsäule oder Reprostativ. Meines Erachtens sollte sich diese Frage gar nicht stellen. Bei der extrem kurzen Naheinstellung von 1:1 ist die Schärfentiefe dermaßen gering, dass die Aufnahmeeinheit (Kamera und Objektiv) absolut in der Waage sein muss. Dafür kommt eigentlich nur ein Reprostativ infrage, das eine genaue horizontale und vertikale Ausrichtung ermöglicht.

Lichtquelle bei Dia-Digitalisieren: LED-Leuchtplatte

Als Lichtquelle kann eine LED-Leuchtplatte verwendet werden. Wenn Sie ohnehin planen, lediglich Kleinbild-Dias zu digitalisieren, dann kann die Leuchtplatte relativ klein sein. Sie muss allerdings mindestens so groß sein, dass eine Dia-Halterung darauf Platz findet. Man kann auch eine Dia-Halterung aus einem Filmvergrößerer nutzen. Wichtig ist dabei, dass diese eine plane Unterlage hat. Aus Pappe lässt sich  Schablonen für die Diaformat wie Kleinbild- oder 6x6-Dias schneiden, um das ansonsten leider störende Streulicht zu blockieren.

Aufnahmekits zur Dia-Digitalisierung

Analog fotografieren mit Film erlebt eine Wiedergeburt und immer mehr junge Leute begeistern sich dafür. Daher verwundert es nicht, dass viele Aufnahmekits für das Digitalisieren von Dias respektive Filmmaterial angeboten werden. Für alle, die sich die Aufnahmeeinheit nicht selber zusammenstellen möchten, bietet Kaiser Fototechnik verschiedene Reprosysteme zur Dia-Digitalisierung an. Diese bestehen aus einem Reprostativ mit einer Säule, einem Grundbrett und einem Film Copy Vario Kit, bestehend aus Dia- bzw. Filmhalterung und einer LED-Leuchtplatte mit einer Auflagematte zur Streulichtmaskierung.

Nicht nur „alte“ Dias digitalisieren

Die genannten Produkte eignen sich nicht zum Digitalisieren von Dia-Archiven, sondern senken die Einstiegsschwelle, um vielleicht wieder mit Dia-Material zu fotografieren und die Spiegelreflex aus der Vitrine zu holen und zu neuem Leben zu erwecken. Allerdings ist das Angebot an Dia-Filmen deutlich ausgedünnt, einige bekannte Filmnamen sind jedoch noch am Markt, wie beispielsweise: 
• Fuji Provia 100 
• Fuji Velvia 50 & 100 
• Kodak Ektachrome E100 
• Rollei Chrome CR 200 
Roberto Casavecchia