1995 einst als kleinster gemeinsamer Nenner in der Bürokommunikation zum Standard erklärt, hat sich der sRGB-Farbraum in die teuersten Kameras eingeschlichen. Massenhaft verbreitet ist noch längst nicht wirklich sinnvoll. Besonders wer seine Fotos selber druckt, beschneidet den Gamut seiner Bilder heftig. Farben, die der Drucker noch drucken könnte, sind nach der Konvertierung in den sRGB-Farbraum verschwunden. Wollen Sie als Raw-Fotograf das wirklich? Hermann Will zeigt die Alternativen auf.
Wer druckt, weiß welche Farben auf dem papier letztlich sichtbar sind und welche nicht. Was Kameras heute aufzeichnen, ist phantastisch. Allerdings macht die Wahl des sRGB-Farbraums all diesen Fortschritt zu nichte. Wir bewegen uns mit SRGB auf dem Niveau der Bürokommunikation mitte der 1990er Jahre. Einzig wer selbst druckt, kann den Farbverlust selbst nachvollziehen. Fakt ist: Hochwertige FineArt-Drucker können mehr Farben aufs Papier bringen als SGB überhaupt darstellen kann.Irritierend ist dies vor allem, weil um die Fortschritte in der Auflösung, um die Wirkung von Bokeh viel Aufmerksamkeit fließt. Aber Farben, vor allem verlorene, interessieren niemanden!
Drucker können deutlich mehr als sRGB
Während Canon bereits seit Jahren erfolgreich den Pro-1000 mit zwölf Tintenpatronen vermarktet, hat Epson bislang mit neun Tinten einen vergleichbaren Farbraum aufs Papier gebracht. Die neuen P700/900-Drucker sind mit zehn Patronen ausgestattet. Neu kam eine Violett-Tinte hinzu, was den Farbraum im Blau und Violettbereich erweitert. Wenn Sie nun fragen, wer den größeren Farbraum aufs Papier bringt, kommt von mir folgende Gegenfrage: Schicken Sie Ihre Druckdaten als sRGB- oder als Adobe-RGB-File zum Drucker? Fakt ist leider auch, dass sowohl die Canon-Drucker als auch die Epson-Drucker weitaus mehr Farben aufs Papier bringen können, als sRGB überhaupt speichert. Damit sind wir einmal mehr bei der Tatsache, dass sämtliche Kamerahersteller und auch alle anderen Marktteilnehmer in sRGB arbeiten. Durch die neuen Drucker rückt diese absurde Situation der sRGB-Dominanz erneut in den Fokus: Es wird einerseits damit geworben, dass hochwertige Kameras die Farben mit 12 Bit intern aufzeichnen, danach werden jedoch andererseits alle Qualitätszuwächse bezüglich Farbe bei Wandlung in den sRGB-Farbraum auf das Niveau von Bürobildschirmen reduziert. Um diesen Missstand einmal mehr für Sie als Druckerbesitzer transparent zu machen, laden wir Sie für Dienstag, den 9. März 2021, zum Webinar „Ist der sRGB-Workflow noch zeitgemäß?“ ein (Anmeldungen über den Fine- ArtPrinter-Webshop, Kosten: 38,80 Euro).
Wer hat nun die größte Farbraumwiedergabe?
Man kann das Volumen eines dreidimensionalen Farbmodelles sogar berechnen –dann würde Epson mit den neuen Modellen P700/900 die Nase vorne haben. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit, denn Canon beispielsweise kann in der Rot-Wiedergabe mehr als Epson. Dagegen kann Epson durch die neue Violett-Tinte bestimmte Blau- und Purpurtöne aufs Papier bringen, bei denen die Canon-Modelle nicht mithalten können. Die Aussagen über den Gamut sind also eher theoretischer Art, deshalb gehen wir das pragmatisch an: Die Farbraumwiedergabe der beiden Canon-Drucker wie auch die der neuen Epson-Modelle ist auf höchstem Niveau. Um dieses überhaupt zu nutzen, ist eine Datei im sRGB-Farbraum unzureichend. Wenn man die Farbqualität ausreizen möchte, dann ist eine Druckdatei im Format Adobe RGB oder ECI RGB oder Prostar- oder auch ProPhoto RGB Voraussetzung. Wer mit einem großen Farbraum wie ProPhoto RGB oder Prostar arbeitet, sollte seine Files allerdings als 16-Bit-Datei entwickeln. Alles andere würde bei banalen Änderungen – wie beispielsweise dem Verändern der Gradationskurve – schnell zu Tonwertabrissen führen. Bei großen Farbräumen und 8-Bit-Verarbeitung werden Fehler im Workflow also schnell sichtbar.
Termin: Dienstag, 26. Januar 2021, um 19:00 Uhr bei Ihnen am Monitor
Kosten:
38,80 Euro
Tickets im
FineArtPrinter-Webshop