2. April 2024 . Das gibt zu denken. Im November 2020 berichteten wir über das Ende der Photokina. Das rief die Hamburg Messe und Congress auf den Plan, eine Ersatzveranstaltung unter dem Namen Photopia zu etablieren. Leider wird auch das ehrgeizige Projekt nach drei Veranstaltungen eingestellt. So verkündete heute die Hamburg Messe und Congress, sie werde das Imaging-Festival Photopia Hamburg nicht fortsetzen, da eine wirtschaftliche Durchführung in einem aktuell schwierigen Marktumfeld nicht möglich ist. „Unser Anspruch ist es, attraktive und qualitativ hochwertige Veranstaltungen anzubieten. Das lässt sich bei der Photopia nach unserer Auffassung auch mittelfristig wirtschaftlich nicht abbilden", sagt Heiko M. Stutzinger, CEO der Hamburg Messe und Congress.
Im Herbst 2021 hatte die Photopia mitten in der Pandemie ihre Premiere mit dem Ziel gefeiert, ein inspirierendes Festival für die Imaging-Community zu werden. Das ist auch gelungen. Offensichtlich lassen sich die Kosten jedoch nicht in einem vertretbaren Maß refinanzieren. „Wir haben sehr sorgfältig alle Möglichkeiten abgewogen und uns dann entschieden, die Veranstaltung aus dem Portfolio zu nehmen", so Heiko Stutzinger von der Hamburg Messe und Congress.
In der Presseerklärung verweisen die Hamburger auf eine Ersatzveranstaltung. Zitat: „Vertretende der Imaging-Branche werden dennoch weiterhin die Möglichkeit haben, sich in Hamburg zu präsentieren. Raum dafür gibt es in der „Content Creator World" im Rahmen der Polaris Convention, die vom 11. bis 13. Oktober 2024 in den Hamburger Messehallen durchgeführt wird.“
Kommentar
Der Tod von Photokina und Photopia
Messen waren einst Stolz und Schaufenster der deutschen Industrie- und Handelskultur. Für die Fotografie war es die Photokina, die 2018 letztmals stattfand. Für andere Marktsegmente wie die boomende IT war es die CeBit. Nichts schien unmöglich und nichts groß genug, doch die CeBit teilt mit der Photokina ein Schicksal. Auch sie wurde 2018 letztmalig durchgeführt.
Benötigen wir aufgrund der Digitalisierung wirklich keine Messen mehr? Schließlich gibt es vorerst keine Fotomesse von Format in Deutschland. Die am kommenden Wochenende in Berlin stattfindende Fujikina ist eine Möglichkeit, mal wieder gleich gesinnte zu treffen, mal wieder Kameras und Objektive zu bewundern, wenngleich mit der Einschränkung, dass die Produkte ausschließlich von Fujifilm sind. Umso mutiger ist diese Initiative von Fujifilm einzuschätzen und hoffentlich wird die Firma mit viel Interessente an ihren Produkten konfrontiert.
Ist es also zielführend, alles nur noch am Display zu erleben? Das wäre zu kurz gedacht. Doch wie überall in sich verändernden Märkten passen die Ertragssituationen der Hersteller nicht mehr mit den Preisvorstellungen der Messegesellschaften zusammen. Verwöhnt durch jahrzehntelange Erfolge sind die Quadratmeterpreise plus die zu kompensierenden Personalkosten für manche Aussteller in einer von Kundenschwund geschwächten Fotobranche zu teuer geworden waren. Das ist schmerzhaft, für einen Markt, der durch die Digitalisierung jahrelang mit teils zweistelligen Zuwächsen verwöhnt wurde. Doch nachdem sich die Verbraucher die Digitalkamera der dritten Generation geleistet hatten und gleichzeitig die Bildqualität der Smartphones immer besser wurden, ist der Prestigefaktor einer hochauflösenden Kamera deutlich gesunken. Hobbies, die der Branche durch Verbrauchskosten Umsätze bescheren würden, beispielsweise der Druck von Bildern, wurden von den Kameraherstellern jahrelang mitleidig belächelt, schließlich funktioniert dies nur mit beträchtlichem Kommunikationsaufwand. Wenn Kamera und Objektive an Faszination verlieren, wenn Smartphones dennoch die Erinnerungen des Verbrauchers unablässig festhalten und das von Fujifilm konzipierte Instax-Sofortbild seit Jahren beträchtliche Zuwächse schreibt, zeigt das andererseits auch, dass der Verbraucher weiterhin Bilder in der Hand haben möchte. Das allerdings war bei vielen Konzepten in der Vergangenheit nicht berücksichtigt, zu sehr zählten technische Parameter, aber nicht das menschliche Bedürfnis nach einem Bild, das man in der Hand hält.
Hermann Will