Photokina faktisch tot

Photokina faktisch tot

Ob Reanimation noch jemals helfen wird, bleibt offen. Heute  (27.11. 2020) teilte das Photokina-Team der Kölnmesse in einer Email mit, „angesichts der weiter massiv rückläufigen Entwicklung in den Märkten für Imaging-Produkte und der sehr heterogenen Bedürfnisse der unterschiedlichen Marktsegmente die Durchführung der Photokina am Standort Köln vorerst auszusetzen.“ Nachfolgend der Original-Wortlaut der Mitteilung, die FineArtPrinter als regelmäßiger Aussteller erhielt.

gemeinsam mit der Imagingbranche schauen wir auf eine erfolgreiche, farbenfrohe und innovative Ära zurück, 70 Jahre photokina in Köln. Seit 1950 ist sie für Generationen die erste Adresse für Foto, Video und Imaging und sie zählt zweifelsohne zu den besonders positiv und emotional besetzten Marken in der globalen Messewelt.

 Gerade deshalb fällt es uns immens schwer, angesichts der weiter massiv rückläufigen Entwicklung in den Märkten für Imaging-Produkte und der sehr heterogenen Bedürfnisse der unterschiedlichen Marktsegmente die Durchführung der photokina am Standort Köln vorerst auszusetzen.

 Schon vor der Corona-Pandemie war der Imaging-Markt mit jährlich zweistelligen prozentualen Rückgängen stark in Bewegung. Die Dynamik hat sich 2020 massiv verstärkt und war zuletzt mit einem Minus im Bereich um die 50 Prozent verbunden. Diese Marktveränderungen haben sich in jüngerer Vergangenheit innerhalb der photokina stark bemerkbar gemacht. Auch konzeptionelle Veränderungen, wie z.B. der Einbezug des Smartphones und neuer Imaging-Technologien, sowie eine Turnusänderung und ein Terminwechsel konnten den jeweils aus der Konsolidierung des klassischen Marktes resultierenden Rückgang der Aussteller und deren Marketingbudgets, nicht kompensieren.

 Die derzeitige Gesamtlage ist mit dem Qualitätsanspruch an eine photokina als weltweit renommierte Leitmesse und Marke, die für höchste Qualität und Professionalität im internationalen Imaging-Markt steht, nicht vereinbar.

 Dieser harte Schnitt nach einer jahrzehntelangen, gemeinsamen Geschichte schmerzt. Jedoch müssen wir uns der Sachlage und der Entwicklung der Branche stellen und eine klare, ehrliche Entscheidung gegen die Fortsetzung der Veranstaltung treffen, die leider für uns ohne Alternative ist. 

 Wir möchten uns für die langjährige Treue zur photokina und die damit verbundene Begeisterung herzlich bedanken. Wir vertrauen darauf, dass Sie wissen, wie sehr wir Ihnen verbunden sind und wie schwer es uns fällt, auf absehbare Zeit keine photokina mit Ihnen zu planen. Ohne Sie, Ihre Arbeit und Ihr Mitwirken wäre die photokina nicht zu dieser großartigen und emotionalen Weltleitmesse geworden. Es sind die unvergesslichen Momentaufnahmen, die uns in Erinnerung bleiben werden. Gemeinsam haben wir Bilder für die Ewigkeit geschaffen. Eben Imaging unlimited!
Danke für 70 gemeinsame Jahre,
im Namen des ganzen photokina-Teams.

 Ihr Jan-Raphael Spitzhorn

Kommentar zu der Absage, geschrieben im Januar 2022: Aus der aktuellen Perspektive und nach fast zwei Jahren Pandemie kann man die wirtschaftliche Begründung der KölnMesse in allen Dingen nachvollziehen. Eine Photokina, die Messe für Foto und Video mit Weltbedeutung, lässt sich im historischen Mengengerüst nicht mehr verwirklichen. Zu groß sind die Veränderungen im Markt, zu klein die Budgets der Hersteller, als dass man einige wenige Rheinhallen bespielen könnte, als wäre  es nie anders gewesen.

Es bleibt jedoch die Frage, weshalb der PIV (Photoindustrieverband) als Mitveranstalter seinen langjährigen Partner nicht dazu angehalten hat, nach zeitgemäßen Konzepten zu suchen. Wenn ein ehemaliger Mitarbeiter der KölnMesse in Hamburg eine Photopia inszeniert, dann geschieht dies letztlich auch in der Überlegung, Hallenfläche zu nutzen, Kultur ins Stadtleben zu bringen und am Ende des Tages Geld zu verdienen. Nur Hamburg wird lange daran arbeiten müssen, International den Namen zu bekommen, den Köln mit der Photokina 70 Jahre aufgebaut hat und der für einen Gast noch längst nicht die Zugkraft hat, wie dies der Name Köln bietet. Insofern ist es zu bedauern, dass Köln sich aus dem Thema Weltmesse des Bildes so schnell verabschiedet hat. Auch wenn es nach der Absage vom Frühjahr 2020 verlockend erschien, im November darauf, sich komplett aus dem Fotomarkt auszuklinken, hat man sich diesen Ausstieg möglicherweise doch etwas zu leicht gemacht. Köln als Imaging-Metropole, Köln als Stadt der Fotografie verlieren an Glanz. Die Photokina im September 2018 war also die letzte ihrer Art. Ich war dabei, nicht ahnend, dass es damit endet. Die oben erwähnte Photopia findet vom 13. bis 16.  Oktober 2022 zum zweiten Mal in Hamburg statt.

Hermann Will

 

Anmerkung der Redaktion: FineArtPrinter war als Aussteller seit 2006 Stammgast auf der Photokina. Mit der Aktion "See me, feel me, print me" koordinierte die Redaktion in Zusammenarbeit mit verschiedenen Herstellern wie Canson, Epson, Ilford, Innova, Tecco und Hahnemühle 2010 und 2012 jeweils eine Sonderfläche mit 300 qm, auf der die Produktion von Fotos und die haptische Wirkung der verschiedenen Papiere gezeigt wurden. Die Sonderfläche in der Halle 2.2 war in unmittelbarer Nachbarschaft zu Nikon und Epson sowie Pentax ein Highlight der jeweiligen Weltmessen. Mehr zu den Sonderflächen zum Thema FineArtPrinting 

Auch keine Photokina 2024

Anmerkung der Redaktion vom Januar 2023: Zahlreiche Internet-Nutzer recherchieren nach Photokina 2024. Die wird es nicht geben. Die KölnMesse hat sich aus diesem Marktsegement verabschiedet. Das Vakuum nutzend haben sich Berlin PhotoWeek und Photopia Hamburg in Position gebracht. Allerdings ist bezüglich Berlin PhotoWeek kein neuer Termin bekannt. In Hamburg wird die Photopia vom 21. bis 24. September 2023 statfinden.

Bericht über die Photopia 2022 in Hamburg FineArtPrinter 1/23