Druckprobleme? Airprint kann eine Ursache sein

 Für Besitzer hochpräziser FineArt-Drucker von Canon oder Epson gibt es oftmals nach einem Systemupdate den Effekt, dass nicht mehr so funktioniert, wie man es von seinem Workflow kennt. Das Druckproblem wächst sich häufig zum massiven Streß aus, speziell wenn ein Termin einzuhalten ist und die Bilder trotz aller Erfahrung nicht optimal gedruckt werden können, weil irgendetwas anders ist. Aber was? Bei der zeitaufwendigen Suche nach dem Druckproblem kann man sich oft nicht vorstellen, dass man versehentlich den AirPrint-Druckertreiber und nicht den originären für den Drucker installiert hat.

Auch mir spielte Airprint schon mehrfach einen Streich. Ich musste lernen, dass der Airprint-Druckertreiber für alles und jede Druckanwendung sich sogar dann installieren kann, wenn man die Druckersoftware explizit für seinen Fine-Art-Drucker auswählt. Wie das möglich ist, ist leider rätselhaft. Bitte prüfen Sie bei Druckproblemen also zunächst nochmals, ob Sie wirklich den richtigen Druckertreiber installiert haben

Mich hat Airprint zuletzt im Herbst 2023 ausgetrickst. Für den Imageprograf Pro-1000 wählte ich am Mac (macOS Ventura) sorgfältig über „Systemeinstellungen > Drucker hinzufügen“ im Untermenü „Software“ als Treiber „Pro-100-Series“ aus. Danach wollte ich mattes Fine-Art-Papier bedrucken und fand die zugehörige Papiereinstellung im Menü des Druckertreibers nicht. Kann es sein, dass ich nicht den korrekten Treiber installiert habe? Also unter Systemeinstellungen „Drucker löschen“ anwählen, um ihn anschließend erneut zu installieren. Mein Druckproblem war noch immer vorhanden, ich konnte nämlich FineArt-Medien nicht wie gewohnt im Treiber auswählen. Ich den Treiber mit der Bezeichnung „Pro-1000-Series“ wirklich sorgfältig bei der Installation ausgewählt, um Minuten später feststellen zu müssen, dass ich noch immer mit Airprint druckte.

Wie merkt man, ob sich Airprint aktiviert hat?

Erkennbar ist die Airprint-Variante neben dem Fehlen der speziellen Einstellungen für Fine-Art-Medien unter anderem auch im Fenster des Ventura-Druckertreibers ganz unten. Da gibt es unter Optionen den Menüpunkt „Druckerinformationen“. Öffnet man das Aufklappmenü, erhält man den Namen, Ort und Modell. Trotz der vermeintlich korrekten Installation benötigte ich mehrere Versuche, bis ich es geschafft hatte, dass dort auch tatsächlich der Treiber für den Pro-1000 als installiert gemeldet wurde. Ärgerlicherweise öffnet sich sogar ein Fenster und fordert den Anwender auf, auf Airprint umzusteigen.

Wie kann man verstehen, was Airprint auf dem Rechner anstellt? Vorgestellt wurde Airprint im November 2010, um aus mobilen iOS-Geräten unkompliziert drucken zu können. Schließlich nutzte Hewlett-Packard mit seinen ePrint-Modellen ebenfalls Airprint und heute kommt kein Druckerhersteller um Airprint herum. Airprint verschafft den Herstellern von Druckern den Vorteil, dass der Kunde nach dem Kauf seines preiswerten Druckers drucken kann, ohne sich Treiber aus dem Internet zu laden. Für Apple hat das zudem den Vorteil, dass die Druckertreiber aus dem eigenen Entwicklerteam kommen und die Gefahr für Inkompatibilität deutlich minimiert ist.
Jedenfalls hat man der Installationsroutine für Airprint offensichtlich Vorrang eingeräumt, denn letztlich macht Airprint nur das, was es soll, nämlich sofort das Drucken zu ermöglichen, ohne dass man lange nach Treibern auf den Websites der Druckerhersteller suchen muss. Dass bei dieser Form der Kundenorientierung die Installation spezieller Treibersoftware oftmals ausgebremst wird, ist für Benutzer von Druckern, die leistungsfähigere Treiber verwenden wollen, sehr ärgerlich und die Ursache von Druckproblemen.

Es wäre die Aufgabe der Druckerhersteller, diese Problematik gemeinsam mit Apple zu entschärfen, denn schnell sind Stunden damit verbraucht, den Fehler zu finden – dabei hat man lediglich einen falschen Treiber im Gebrauch. Offiziell gibt es auf der Support-Website für denCanon  Pro-1000 den CUPS-Druckertreiber in der Version 24.30.0.0 vom 6. Dezember 2022, mit dem ich aktuell auch arbeite.

Druckproblem umgehen: Verschiedene Strategien

Auf Anfrage empfiehlt Canon, statt des Druckertreibers von vornherein die kostenfreie Software Professional Print & Layout (PPL) zu nutzen. Diese wird auf der Support-Seite in der Version 1.3.6 für Mac angeboten und ist offiziell auch für das Betriebssystem Ventura freigegeben.

FineArtPrinter-Empfehlung: Laden Sie sich das mit etwa 24 MB wirklich schlanke Programm und freunden Sie sich damit an. Um mit den Möglichkeiten von PPL warm zu werden ist etwas Zeit erforderlich. Zunächst jedoch muss man Photoshop, Photoshop Elements oder Lightroom starten, ein Bild öffnen und es über das Menü „Datei > Automatisieren > Canon Professional Print & Layout“ an die Software übergeben. Nachdem wir nun das Bild in dem Service-Programm vor uns sehen, geht es zunächst darum, die Verbinung zum Drucker herzustellen. Dazu gehen wir in der Leiste rechts oben in „Gespeicherte Einstellungen“ und dann in die Zeile „Drucker“ und wählen im Aufklapp-Menü den Drucker aus.

Nach diesem Schritt erscheinen alle weiteren Möglichkeiten analog zu den Einstellungen des Druckermenüs. Unter „Allgemeine Einstellungen“ wählen wir beispielsweise die Medieneinstellung und auch alle weiteren Einstellungen zur Anordnung des Motivs auf dem Blattformat. Das erfordert einige Minuten Aufmerksamkeit, ist aber grundsätzlich keine komplizierte Angelegenheit. Für Nutzer von Canon-Kameras bietet die Option „Tiefeninformation verwenden“ eine spezielle Qualitätssteigerung, bei der die Bokeh-Wirkung mittels gespeicherter Informationen dezent verstärkt wird. Canon verweist darauf, dass die Optionen DPRAW-Druck (Dual Pixel RAW) und die Kontrast-Reproduktion explizit lediglich mit Modellen der neueren Kamerageneration wie Canon R5 oder EOS 5D Mark IV möglich sind und beim Drucken große Datenmengen über den speziellen DPRAW-Modus verarbeitet werden.

AirPrint drängt sich leider einfach vor

Wer PPL künftig zum Drucken einsetzen möchte, kann die Software auch als Stand-alone-Lösung ohne Lightroom oder Photoshop nutzen. Das eingangs geschilderte Druckproblem ist damit umgangen. Wer sich jedoch nicht auf dieses Canon Programm einlassen möchte, hat nach vor die Gefahr, dass beim Neuanlegen des Druckers genau das eingangs beschriebenen Phänomen geschieht und statt des proprietären Druckertreibers sich AirPrint installiert. Ich wette, Sie benötigen einige Minuten bis Sie das dann entstandene Druckproblem überhaupt  erkennen.           Hermann Will