FineArtPrinter 2/18 ab Freitag (23.3.) am Kiosk

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München, 21. März 2018 Andreas Jorns, ein Mann der in der Fotografie beinahe nur noch Schwarzweiß kennt, ist der Autor unseres wunderbaren Coverbildes. Die Leidenschaft, die Jorns in seine Fotografie legt, zeigen wir in einem umfangreichen Portfolio. Außerdem finden Sie in FineArtPrinter 2/18 ein großes Paket teils neuer Themen. U. a. einen anregenden Beitrag wie man FineArt-Drucke freischwebend in einem Distanzrahmen von Halbe präsentiert. Oder lesen Sie über die „Ökonomie der Aufmerksamkeit“, also über die Gesetze, die heute beim Vorführen von Fotos gelten. Hochinteressant auch der Beitrag über die brandneue Fuji X-H1, das Flaggschiff der X-Serie von Fuji sowie die Analyse von Roberto Casavecchia zur wohl besten DSLR aller Zeiten, der Nikon D850.

Von Roberto gibt es auch eine neue Photoshop-Aktion mit dem banalen Namen „Web Sharpen“. Was da allerdings an Qualität hinten rauskommt ist extrem gut, denn wir schärfen bei dieser Aktion nicht einfach mit dem Unscharf-Maskieren-Filter, sondern vorher werden Masken angelegt, damit auch feinste Details wieder plastisch wirken. Und all dies bei 72 dpi.  

 

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Mit Distanzrahmen von Halbe lassen sich die Deckle Edge Papiere von Hahnemühle, also solche mit gerissener Kante, perfekt präsentieren. Das mittlere Motiv wurde auf einem, mit Ilford-Creativ-Emulsion beschichteten Büttenpaier gedruckt. Mehr in der aktuellen Ausgabe 2/18 von FineArtPrinter, die Sie im FineArtPrinter-Shop bestellen können.

Ökoniomie der Aufmerksamkeit

Leseprobe aus FineArtPrinter 2/18

Seminarleiter, Lehrer und Dozenten haben alle das gleiche Problem: Die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer lässt nach. War es einstmals der gelangweilte Blick auf die Armbanduhr, werden heute im Zehnminutentakt die Mails auf dem Smartphone gelesen. Damit reduziert sich die Aufmerksamkeit für den Vortrag, den Unterrichtsstoff oder die Fotos drastisch. Werden diese gar auf dem Display, sprich Tablet oder Monitor präsentiert, kann man zudem davon ausgehen, dass es eine fatale Wechselwirkung zwischen dem Display und dem Betrachter gibt: Das Display wird von uns unbewusst unter dem Aspekt der Zeitknappheit betrachtet. Je weniger Zeit ich am Display verbringe, desto besser. Folglich flüchten sich Menschen, denen man am Display Bilder zeigen möchte, gerne in eilige Geschäftigkeit. Erkennen Sie sich selbst?
Deutlich erkennbar ist auch die Zunahme der Displays. Ziehen Sie doch mal im persönlichen Umfeld Bilanz. Wir nutzen als Fotografen einen möglichst großen Monitor für die Bildbearbeitung, das Display des Smartphones ist immer und überall dabei, der LCD-TV-Flachbildschirm versetzt viele Mitmenschen in Kombination mit dem Feierabendbier in ungewollten Schlaf und das unverzichtbare Tablet sowie unsere Kameras verfügen ebenfalls über Displays. Der Umgang mit einem Display ist für viele Menschen heute unverzichtbarer Broterwerb. Was aber geschieht, wenn uns Freunde Bilder auf dem Display zeigen möchten? Der Vorführende bestimmt mit der Maus das Tempo und der Betrachter ist ihm ausgeliefert. Zu Recht starten wir schon nach wenigen Sekunden den Versuch, diese uns zugewiesene Rolle durch Argumente oder Einwände abzukürzen. »Kannst du mir nicht ‚nen Link schicken, damit ich mir das in Ruhe ansehen kann?« Wir alle kennen die Gefahr, sich Zeit stehlen zu lassen, denn solche Vorführungen bergen das Risiko, nicht drei, sondern 13 Minuten eingespannt zu werden und schlimmstenfalls auch Bilder zu sehen, die nur Gähnen hervorrufen. Doch wer weiß das vorher schon? Trauerspiel bei solchen Vorführungen: Bilder, die einen wirklich fesseln, sind viel zu oft gemischt mit banalem Material, das der Bildautor besser nicht gezeigt hätte. Eine solche Mischung strapaziert die Aufmerksamkeit des Betrachters durch die unterschiedliche Qualität und schürt Überlegungen vom Zeitdiebstahl.
Regel 1:
Wer Bilder am Monitor präsentiert, steuert den Ablauf meist selbst mit der Maus. Damit drängt er den Betrachter, der machtlos zuschauen muss und sich auch entsprechend bevormundet fühlt, in die Statistenrolle.
In einem Interview mit dem Magazin »Brand Eins« erläuterte Georg Franck, wie man den Faktor Aufmerksamkeit heute bewertet: »Einschaltquoten und Besucher­klicks messen die jeweils eingenommene Aufmerksamkeit. Sie ist nicht nur eine knappe Ressource, sondern auch ein begehrtes Einkommen. Reichtum an Aufmerksamkeit ist Prominenz oder Ruhm oder, bei Konsumgütern, Markenbekanntheit. Ruhm ist das alte Geld, Prominenz ist der schnelle, neue Reichtum. Speziell der Reichtum an Aufmerksamkeit lässt sich handeln und als Kapital aktivieren.«
Was bedeutet dies für den Bildermarkt? Wer, wie einst Helmut Newton, durch die provokative Inszenierung von dominanten Frau­en voller sexueller Anspielungen die Aufmerksamkeit der Massen auf sich zieht, kann daraus Kapital schöpfen. Da die Zeiten vorbei sind, in denen man mit der Kombination von Glamour und Erotik sowohl Medien als auch den Kunstbetrieb für sich interessieren kann, sind heute andere Themen gefragt. Beispielsweise Klimawandel oder das Verschwinden indigener Völker. Unübersehbar sind die dramatischen Veränderungen auf unserem Planeten eines der Themen, mit denen sich Künstler beschäftigen. Wohl wissend, dass ihre Arbeiten möglicherweise schon in wenigen Jahren eine historisch einmalige Dokumentation darstellen. Schmelzende Eisberge, Gletscher, aussterbende Volksgruppen werden von zahlreichen Fotografen besucht, die mit diesen Bildern einerseits die Chance nutzen, die sich wandelnde Situation noch vor dem Verschwinden zu dokumentieren, andererseits lässt sich speziell mit diesen Motiven auch Aufmerksamkeit gewinnen. Die der Medien, die durch einen Beitrag über den Rückzug der Gletscher ihren Beitrag zur Sensibilisierung für das Thema leisten wollen, die der Galeristen, die sich erhoffen, dass ihr Publikum die Brieftasche öffnen wird angesichts der Tatsache, dass das 2015 aufgenommene Gletscherfoto einen Zustand dokumentiert, den man schon drei Jahre danach als historisch beschreiben kann, und die des Rezipienten, der spürt, dass das Thema in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt ist.

Regel 2:
Wer mit seinen Bildern eine Geschichte erzählt, beispielsweise die vom schwindenden Gletscher­eis, hat mit einem solchen Thema über den visuellen und ästhetischen Aspekt hinaus die Chance, die Aufmerksamkeit des Betrachters länger zu binden,als jemand, der ausschließlich ästhetische Einzelbilder zu einem Thema arrangiert.
Aufmerksamkeit ist eine Parallelwährung zu Euro oder Dollar und Fachleute berechnen den Wert der Aufmerksamkeit auch. Facebook-Likes beispielsweise sind eine Grundlage für erfolgreiche Geschäfte.  Wenn uns Facebook zuflüstert, dass dieser Post erfolgreicher als andere sei, dann ist damit der Hinweis verbunden, dass man den Beitrag durch eine Zahlung an Facebook noch erfolgreicher machen könne, sprich, dass Facebook diesen Post nicht nur den Leuten in die Timeline einspeist, die meine Facebook-Site bereits »geliked« haben, sondern für beispielsweise 80 Euro noch zusätzlich 3500 fotointeressierten Menschen in der Region. Dann können wir von gekaufter Aufmerksamkeit sprechen. Das mag bei bestimmten Themen gut funktionieren, beispielsweise bei einem Konzerthinweis. Wenn die Handlungsaufforderung sich jedoch auf ein komplexes Thema bezieht, etwa auf eine Seminarausschreibung, ist die Resonanz der Facebook-Werbung eher unterdurchschnittlich, denn die Masse der Nutzer hat nicht so einen engen Themenfokus wie Leser von FineArtPrinter.
Auch das Geschäftsmodell einer Zeitschrift wie FineArtPrinter nutzt die Ökonomie der Aufmerksamkeit. Weil der Käufer erwartet, dass die Redaktion sich für den Inhalt der aktuellen Ausgabe wieder viele Gedanken gemacht hat, investiert der Leser Geld in das Magazin, um die speziell für sein Interessengebiet aufbereiteten Themen wie dieses hier zu lesen. In der zielgruppengerechten Zusammenstellung der Themen liegt ein Schlüssel für den Erfolg: Deshalb sind die Leser einer Zeitschrift als Zielgruppe höherwertiger einzustufen als die Nutzer von Facebook, denn Facebook ist für den Nutzer kostenlos, während der Inhalt von FineArtPrinter kostenpflichtig ist.

Regel 3:
Präsentationen per Display funktionieren über die Social-Media-Plattformen. Hier kann man Reichweite generieren, die sich sehr wohl auch kommerziell nutzen lässt und die zudem Basis für die Neukundengewinnung ist.  
Wie können Sie als Fotograf sich mit dem Wissen um die Ökonomie der Aufmerksamkeit mehr davon erarbeiten? Georg Francks Definition von Aufmerksamkeit hilft uns weiter. Er spricht davon, dass Aufmerksamkeit »bewusstes Erleben« bedeutet. Social Media ist unschlagbar reichweitenstark und unverzichtbar für jeden, der seine fotografischen Leistungen kommerziell vermarkten möchte. Geht es jedoch um die Präsentation von Mensch zu Mensch, wählen erfolgreiche Fotografen den Druck.
Wenn wir also unsere Bilder im Optimalfall als Print präsentieren, den der Rezipient mit seinen Händen begreift, dann können wir davon ausgehen, dass das Betrachten dieses Prints ein bewusstes Erleben darstellt. Der Rezipient fühlt das Papier in seinen Fingern, er positioniert die Hände mit dem Print so, dass er das Licht blendfrei auf den Druck lenkt und seine Augen den idealen Betrachtungsabstand haben, dann wandern die Augen über verschiedene Partien des Bildes. Wer einen Print so intensiv betrachtet, nimmt das Foto wesentlich bewusster wahr als an einem Monitor oder auf dem Tablet. Bei letzterem tritt überdies der fragwürdige Effekt auf, dass, wie es der BFF-Vorstand J. Konrad Schmidt* ernüchternd feststellt, der Betrachter das Bild mit einer Geste wegwischt. Zitat Schmid: »Was gibt es Erniedrigenderes für einen Fotografen, als wenn seine Bilder vom Betrachter weggewischt werden?«
Mehr lesen? Den kompletten Beitrag finden Sie in der aktuellen Ausgabe FineArtPrinter 2/18, die Sie in unserem FineArtPrinter-Shop bequem per Post nach Hause bestellen können oder auch als PDF herunterladen können